Zeichen 3, Schulbuch
86 Polyphonie Komposition Klee experimentierte mit abstrakten Formen: mit kreisrun- den, eckigen oder kurvig begrenzten Flächen. Diese variierte er nach Hel- ligkeits- und Farbwerten und arrangierte sie in wechselnden Verteilun- gen auf der Bildfläche. Der kompositionelle Aufbau einer Fuge in der Musik, die Variation eines Themas nach festgelegten Regeln, gab ihm dazu die entscheidende Anregung. Klee verwendete den Begriff „Fuge“ auch als Bildtitel. Zu seinen bevorzugten Materialien gehörten Aquarell farben. Sie gaben ihm die Möglichkeit, mit zarten Lasuren zu arbeiten und Farben durch- scheinend übereinanderzuschichten. Die wässrige Farbe musste aller- dings gut eingetrocknet sein, bevor die nächste Lasur schicht darüberge- legt werden konnte. Oft beschränkte sich Klee auf wenige Farben, mit- unter auch nur auf die drei Grundfarben Blau, Rot und Gelb. Die Bildflä- che gliederte er manchmal nur durch waagrechte und senkrechte Linien in einfache Felder. Trotz dieser Beschränkung undVereinfachung erreichte er mit der Überlagerung transparenter Farbflächen eine Vielzahl feinster Tonabstufungen und erreichte harmonische Klänge. In anderen Kompositionen Klees machen Liniengefüge auch Dynamik und Rhythmus sichtbar. Klee meinte dazu: „Das bildnerische Werk ent- stand aus der Bewegung, ist selbst festgelegte Bewegung und wird auf- genommen in der Bewegung.“ Polyphonie und Variationen Die Experimente mit abstrakten Komposi- tionen brachten Klee auch dem Ziel näher, einen bildlichen Ausdruck für das zu finden, was in der Musik Polyphonie genannt wird. In einigen sei- ner Kompositionen überdeckte er die rechteckigen Farbfelder des Unter- grunds mosaik artig mit darüber gestempelten Farbpunkten. Er erzielte damit eine schillernde und vibrierende Farbwirkung (Abb. 7). Von der Barockmusik, in der die Verflechtung von Thema und Variation eine wichtige Rolle spielt, ließ sich Klee zu seinem Gemälde „Hauptweg 6 Paul Klee: Harmonie blau=orange, Ölfarbe und Aquarell auf schwarz grundiertem Papier, 37,3 × 26,4 cm, 1923 Farbklänge Mit extrem vereinfachten Rasterbildern erprobte Klee die Wirkung von Materialien und Farbklängen. Er verwendete diese Blätter auch, um seinen Studentinnen und Studenten am Bauhaus Wesen und Wirkung der Farbe verständlich zu machen. Die Titel solcher Bilder beziehen sich oft auf musikalische Eindrücke („Harmonie“, „Rhythmisches“, „Alter Klang“ u.a.) oder auf Erschei nungen der Natur („Blühendes“ u.a.). 7 Paul Klee: Polyphonie, Aquarell und Tempera, 66,5 × 106 cm, 1932 Klänge, Rhythmen, Harmonien Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Ve lags öbv
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