Zeichen 3, Schulbuch
84 Klänge, Rhythmen, Harmonien Zwitschermaschine Viele Malerinnen und Maler der frühen Moderne interessierten sich für Musik. Sie sahen in ihr ein Leitbild für neue Ausdrucksmöglichkeiten in der Malerei. Farben und Formen sollten sich nicht mehr nach der sichtbaren Wirklichkeit richten, sondern frei zusammenspielen, ähnlich wie die Töne in einer musikalischen Komposition. Das Werk Paul Klees ist ein Beispiel für das Naheverhältnis und die Wechselwirkungen zwischen Malerei und Musik. 1 Paul Klee: Instrument für die neue Musik, 1914 Zeichen (er-)finden Ein „Instrument für die neue Musik“ (Abb. 1). Es ist ein absurdes Gebilde aus fein gestrichelten geraden und kurvigen Linien, von denen einige an Noten und Violinschlüssel erinnern. Klees Bestreben, den zeitlichen Ablauf der Musik ins Bildhafte zu über tragen, führte manchmal zu völlig neu artigen Gestaltungen. In einem Notizheft stellte er eine Taktfolge in Form von Dirigierbewegungen dar (Abb. 2) . Ähnliche Liniengebilde tauchen in seinen Bildern öfter auf. 2 Paul Klee: Notizheft, um 1921 3 Paul Klee: Die Zwitschermaschine, Aquarell und Ölfarbzeichnung auf Papier, 41 × 31 cm Zwitschermaschine Merkwürdige Vogelwesen aus Draht und Blech sit- zen auf einem filigranen Gestell (Abb. 3). Sollen sie durch das Drehen an der Kurbel zum Singen gebracht werden? Die kratzigen Federstriche wecken die Vorstellung von quietschenden Geräuschen. Die dünnen Linien und die zarten Farbschleier geben dieser verrückten Erfindung eine poetische Leichtigkeit. Mechanisches Zwitschern oder elektroni- sches „Twittern“? Kunst oder Musik? Paul Klee (1879–1940) schwankte lange, ob er sich für die Musik oder für die bildende Kunst entscheiden sollte. Schon als Kind zeichnete er leidenschaftlich gerne und kritzelte seine Schulbücher und Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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