Zeichen 3, Schulbuch

83 17  Teurnia: Boden mosaik, um 500 Teurnia  1910 entdeckte man in Teurnia beim Bau einer Wasserleitung einen Mosaik boden, der zur Seitenkapelle einer Friedhofskirche gehörte. Die 6,10 × 4,25 m große Fläche ist in zwölf quadratische Felder unterteilt (Abb. 17). Man hat versucht, die Bildmotive mithilfe von Bibelstellen zu erklären: Nach diesen Deutungen ist der Storch mit der Eidechse (unterste Reihe) ein Symbol für Christus, der den Menschen aus der Finsternis ins Licht hebt. Das Bildfeld darüber spielt auf ein Gleichnis Jesu an, in dem das Himmelreich mit einem winzigen Senfkorn verglichen wird, aus dem sich ein großer Baum entwickelt, in dessen Ästen die Vögel wohnen. Rechts davon ist eine Entenmutter mit ihren Kücken dargestellt. Vermutlich han- delt es sich um einen Hinweis auf die „Mutter“ Kirche. Auch bei den übri- gen Symbolen gibt es verschiedene Deutungsmöglichkeiten, je nachdem, welche Bibeltexte man zur Erklärung heranzieht. Noch stärker als bei den frühchristlichen Mosaiken von Aquileia wurden hier die Bildmotive auf grobe Grundformen reduziert. Das mag vielleicht auch an den bescheideneren Fähigkeiten der Handwerker liegen. Aber diese Neigung zum symbolischen Ausdruck ist typisch für den Übergang von der Spätantike zum Mittelalter. Die verfeinerte Darstellungsweise früherer Zeiten wurde durch einfache Bildzeichen ersetzt. Auch heute gibt es Bilder, bei denen die Vereinfachung auf knappe Zeichen viel zweckmäßiger ist als eine naturnahe Darstellungsweise. Nenne Beispiele dafür. Versuche einen gedanklichen Zusammenhang auf bildhafte Weise verständlich darzustellen. Verwende dabei vereinfachte Formen und symbolische Zeichen. In Zusammenarbeit mit dem Deutschunterricht könnten z. B. die Fabeln des Aesop als Rahmenthema für diese Aufgabenstellung dienen. 18  Teurnia: Boden mosaik, Details Umdenken  Als gegen Ende des 8. Jahr­ hunderts Karl der Große ein Reich errichtete, das nicht nur durch seinen Umfang, sondern auch durch seine kulturellen Leistungen an das unter­ gegangene römische Imperium anknüpfen wollte, studierten auch die Künstler wieder die antiken Vorbilder. Angeblich wurden sogar Lehrer aus Rom an die Kaiserpfalz in Aachen geholt, um die alten Techniken und Darstellungs­ weisen wieder bekannt zu machen. Aber schon kurz nach dem Tod des Kaisers wurde die naturgetreue Gestaltung aufgegeben. Sie war nicht mehr gefragt. Erst weitere 600 Jahre später – etwa um 1400 – entwickelte sich eine Geistes­ haltung, die sich nicht nur um religiöse Bedeutungen, sondern wieder um die sichtbare Wirklichkeit kümmerte. In diesem Streben orientierte sie sich an den Leistungen der antiken Kultur, die in Überresten von Bauwerken, Skulpturen, Bildern und Schriften erhalten war. Man empfand diese Neuorientierung als „Wiedergeburt“ der Antike – als Renaissance. v.Chr. 0 500 1000 1500 heute um 280, Dionysosmosaik aus Virunum Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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