Zeichen 3, Schulbuch
50 Die Technik des Bronzegusses Technische Standards Anhaltspunkte für die Zweifel der Forschung an der Echtheit des „Jünglings vomMagdalensberg“ kamen aus der genauen Kenntnis der Arbeitsverfahren, die zur Herstellung einer Bronze plastik angewendet werden. Ihr grundsätzlicher Ablauf ist seit Jahrtausenden gleich geblieben, aber jede Epoche hat kleine Veränderungen und Verbes- serungen der Technik und der verwendeten Materialien gebracht. Das Wissen um diese technischen Standards erlaubt den Fachleuten, die Ent- stehungszeit einer Bronze plastik ziemlich genau zu bestimmen. Das Original Die Arbeit an einer Bronze plastik beginnt mit einem Modell, das meist in Ton geformt wird. Nur ganz kleine Figuren können massiv aufgebaut werden, größere werden so gearbeitet, dass sie innen hohl sind. Das ist notwendig, damit der Modellierton gleichmäßig durchtrock- nen kann und beim Trocknen nicht zerspringt. Größere Modelle müssen von innen gestützt werden, damit der feuchte Ton nicht zusammensackt (Abb. 17). Dieses Modell ist die eigentliche Originalplastik. Sie wird von einer Künstlerin oder einem Künstler meist eigenhändig angefertigt. Alle späteren Arbeitsgänge dienen dazu, von diesem Originalmodell einen Abguss anzufertigen, der eigentlich schon eine Kopie ist. 17 Stützgerüst aus Eisen. Großen Figuren, eine Reiterdenkmal zum Beispiel, benötigen sehr aufwendige Stützkonstruktionen. Der Gipsabdruck Im nächsten Arbeitsschritt wird vom fertigen Modell eine Negativform aus Gips abgenommen. Diese Gipsform setzt sich nor- malerweise aus vielen kleinen Stücken zusammen, die sich von der unre- gelmäßigen Oberfläche des Modells und von dessen Vor- und Rücksprün- gen, etwa der Nase, den Ohren oder den Fingern, wieder abnehmen las- sen (Abb. 19 rechts). Die „Stückform“ wird anschließend leer wieder zusammengesetzt. Ihr Hohlraum entspricht genau der Gestalt des von der K nstlerin bzw. vom Künstler zuvor angefertigten Modells. Das Wachsmodell Das Innere der Stückform erhält nun einen Überzug aus Wachs. Diese Wachsschicht wird genau in der Dicke aufgetragen, die für die spätere Metallhaut der fertigen Plastik geplant ist. Die Form wird wieder zusammengebaut und ihr Inneres mit einer feuerfesten Masse gefüllt. Das Ergebnis ist eine genaue Nachbildung des ursprünglichen Modells. Sie besteht aus einer dünnen Wachshaut über einem festen Kern. 15 Der „Jüngling vom Magdalensberg“ auf seinem Standplatz in der Antiken sammlung des Kunsthistorischen Museums Spurensuche Wichtige Hinweise für Forscherinnen und Forscher kommen aus alten Dokumenten: Urkunden, Briefen oder Büchern. Im Jahr 1799 wurde ein Buch veröffentlicht, das nicht nur eine Zeichnung des „Jünglings vom Magdalensberg“ enthält, sondern auch interessante Hinweise auf die mehrmals wechselnden Orte und Plätze, an denen die Statue aufgestellt war. Eine mögliche Spur? 16 „Jüngling vom Magdalensberg“, Illustration aus Franz Michael Vierthaler: Reisen durch Salzburg. Salzburg und Leipzig, 1799 Expertinnen und Experten ermitteln Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=