Zeichen 3, Schulbuch
43 7 Ferdinand Waldmüller: Kinder im Fenster, 1853. Sollen uns das kleine Fenster und die große Kinderschar einen Hinweis auf die beengten Wohnverhältnisse geben? Kinderarbeit Kinderarbeit, ob in der Landwirtschaft oder in den Fabriken, war damals üblich. Im Bild des österreichischen Malers Ferdinand Wald- müller (1793–1865) werden die wahren Verhältnisse typisch für die Zeit des Biedermeier teilweise verklärt: Die Kinder wirken heiter im Licht der Sonne. Doch die Armut der Familie deutet sich in der rissigen Farbe des Fensterstocks und im bröckelnden Mauerwerk an. Der Alltag für Kinder aus Bauern- oder Arbeiterfamilien des 19. Jahrhunderts sah ganz anders aus. Wahres Kinderelend wird drastisch im Bild „Streichholzhändler II“ geschil- dert. Der deutsche Maler Otto Dix (1891–1969) wollte auf die Not nach dem Ersten Weltkrieg aufmerksam machen: Zögernd bietet der Junge eine Streichholzschachtel zum Kauf an. Sein glasiger Blick, die fahlen, schmutzigen Farben, der dünne Körper in den ärmlichen Kleidern und die kraftlose Haltung vermitteln den Eindruck völliger Hoffnungslosigkeit. Unweigerlich denkt man an die Geschichte vom „Mädchen mit den Schwefelhölzern“, in dem Hans Christian Andersen (1805–1875) das Elend eines Waisenkindes rund achzig Jahre vor Dix schilderte. 8 Kinderarbeit in einem englischen Bergwerk, 1844: zwölf bis vierzehn Stunden täglich, und das für einen lächerlich geringen Lohn! 9 Otto Dix: Streichholzhändler II, 1926 Anklage Ab 1842 gab es im Kaisertum Österreich ein Arbeitsverbot für Kinder unter zwölf Jahren, allerdings mit zahlreichen Ausnahmen. Fotografien halfen dabei die wahren Verhältnisse einer breiten Öffentlichkeit schonungslos aufzuzeigen: Der amerikanische Fotograf Lewis W. Hine (1874–1940) dokumentierte im Auftrag des National Child Labor Comitee die Arbeit von Kindern. Seine Bilder halfen dabei das Recht auf Kindheit und Bildung gesetzlich zu verankern. 10 Lewis W. Hine: Junge als Gruben arbeiter in Brown (West-Virginia). Foto, 1908 v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Ferdinand Waldm ller (1793–1865) Otto Dix (1891–1969)) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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