Zeichen 3, Schulbuch
10 Ideal und Inszenierung 17 Faustkämpfer mit gebrochener Nase, um 330 v. Chr. 19 Figur eines Jünglings (Kouros). Grabstatue des Kroisos, um 520 v. Chr. (links). – Ein Speerträger: Polyklet schuf seine Bronzefiguren zwischen 460 und 420 v. Chr. Diese Kopie aus Marmor (rechts) stammt aus der frühen römischen Kaiserzeit um etwa 100 n. Chr. Der Speer ging verloren. Ewiger Ruhm Den Siegern von Olympia wurden neben nützlichen Prei- sen wie etwa Lebensmitteln ein weiteres Sonderrecht zugebilligt. Sie durften im Garten des Tempelbezirks eine Statue von ihrer Person auf- stellen lassen. Nur herausragende Menschen verdienten es, „für die Ewig- keit“ dargestellt und verehrt zu werden. Die besten Bildhauer Griechen- lands schufen Figuren für diesen olympischen Hain. Als der berühmteste unter ihnen galt Polyklet. Eine Locke Von den Statuen des Polyklet ist nur eine Bronzescherbe erhalten geblieben: die Haarlocke eines Athleten. Aber selbst bei dieser sind sich die Fachleute nicht sicher, ob sie wirklich von Polyklet stammt. Wir kennen seine Arbeiten nur aus römischen Kopien. Die bewunderten Vorbilder wurden allerdings je nach Mode oder Kunstfertigkeit des Bild- hauers ein wenig verändert. Die bronzenen Originale schmolz man später ein: zum einen wegen ihres wertvollen Materials, zum anderen wegen der Tatsache, dass nackte Figuren im Christentum verpönt waren. Die Werke Polyklets sind ein schönes Beispiel dafür, dass Kunst ewig sein kann, auch wenn die Kunstwerke selbst verschwinden. Kontrapost Die Statuen des Polyklet waren damals etwas ganz Neues. Ihre Vorgänger wirkten starr und unbewegt (Abb. 19 links). Schau dir dagegen Polyklets Speerträger genau an: Eine kleine Bewegung im lin- ken Bein versetzt den ganzen Körper in Schwingung. Hüfte und Schulter heben sich, der Kopf neigt sich etwas nach vorne und zur Seite. Das bewegte Bein wird zum „Spielbein“, das ruhende zum „Standbein“. „Kon- trapost“ nennt man diese Körperhaltung. Sie ist ein Spiel mit Gegensät- zen: Ruhe und Bewegung, Spannung und Entspannung. 18 Faustkämpfer vom Quirinal, um 330 v. Chr. Antike „Action Card“ Auf dem Sockel einer Sportlerstatue waren Informa tionen zu seiner Person zu lesen. Neben Name, Herkunft und Disziplin erfuhr man das Datum des Sieges und manchmal auch Geschichten aus seinem Leben. Kanon Polyklet fasste seine Überlegungen zur Gestaltung von Figuren in einem Buch zusammen. In diesem „Kanon“ veranschaulicht er, wie man mit bestimmten Proportionsver hältnissen „ewige Schönheit“ erschafft. Idealfigur Die Statuen der Athleten in Olympia waren keine exakten Porträts. Die griechischen Bildhauer versuchten den menschlichen Körper möglichst ideal darzustellen. Dazu mussten persönliche Details oder Besonderheiten der Sportler verschwinden. Eine Richtlinie für ideale Maße war der bereits erwähnte „Kanon“ des Polyklet. Sportbilder 500 v.Chr. ca. 480 v. Chr., Polyket Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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