Zeichen 2, Schulbuch
86 Mobiles Bei seiner Suche nach größtmöglicher Vereinfachung kam Calder schließlich auf die Idee, seine Drahtplastiken allein durch den Luftzug in Bewegung zu setzen. Aus Stäben, Fäden und bemalten Holzscheiben kon- struierte er ausbalancierte Gebilde und hängte sie an Stützgerüste oder an die Decke eines Raumes, sodass sie frei schweben konnten. Das war damals etwas völlig Neues. Plastik und Skulptur waren traditio- nell etwas Massives und Feststehendes gewesen. Nun wurden die Objekte leicht, fast schwerelos. Sie hatten sich vom Boden gelöst und boten dem Publikum laufend neue Anblicke. Die Bezeichnung Mobile, die Marcel Duchamp ursprünglich für die motor- getriebenen Objekte geprägt hatte, wurde jetzt auch auf diese zarten, luftigen Konstruktionen übertragen. Calder sah in ihnen Symbole für das Leben, für die Natur, eigentlich für das ganze Universum: Jeder Teil hängt mit jedem anderen zusammen, auf die kleinste Berührung an einem ein- zigen Punkt reagiert das gesamte System mit Ausgleichsbewegungen, alles ist in Veränderung, alles ist in schwebendem Gleichgewicht. Mobile und Stabile 10 Calder: Weiße Scheibe, schwarze Scheibe, 213 × 99 × 40 cm, Stahlblech bemalt, Draht, Elektromotor, 1936/41 11 Broschen aus Silber, 1943 (oben) und 1955 (unten). Aus gebogenem und gehämmertem Silberdraht machte Calder auch Schmuckstücke: Initialen als Anstecknadeln. 13 Alexander Calder: Bumerang und Sichelmond, Mobile mit Standelement, um 1940 14 Alexander Calder: Mobile, 60 × 110 × 70 cm, Stahlblech und Stahlruten bemalt, 1955 12 Alexander Calder im Atelier mit Mobile und Modellen großer Stabiles, Foto, 1967 Schwebendes Gleichgewicht Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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