Zeichen 2, Schulbuch

72 8 Praxinoskop mit Laterna magica , 1883 Lebensrad und Wundertrommel waren die unmittelbaren Vorläufer des Praxinoskops. Das Lebensrad zeigt neun bis zwölf Phasenbilder einer wie- derkehrenden Bewegung, die kreisförmig auf einer Scheibe (etwa 20 cm Durchmesser) angeordnet sind. Am äußeren Rand sind in regelmäßigen Abständen Schlitze eingeschnitten. Wenn man die Scheibe schnell dreht und dabei die Bilder von der Rückseite der Scheibe aus durch die Schlitze in einem Spiegel betrachtet, scheinen sie sich zu bewegen. Optisches Spielzeug 6 Praxinoskop , spätes 19. Jahrhundert 7 Thaumatrop 9 Phenakistiskop (auch: Lebensrad), 1835 10 Lebensrad, 1870 Technisches Spielzeug Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in Experimenten danach geforscht, wie mit gezeichneten Bildern die Illusion von Bewegung erzeugt werden könnte. Die Versuche erweiterten das Wissen darüber, wie visuelle Wahrnehmung funktioniert. Es wurden aber auch Erfindungen gemacht und Apparate gebaut. Einige davon fanden zunächst als Spielzeug Verwendung. Lebensrad Als „Lebensrad“ werden zwei fast zeitgleiche (1832) Erfindungen bezeichnet: das „Phenakistiskop“ des belgischen Physikers Joseph Antoine Ferdinand Plateau und die „strobos- kopische Scheibe“ des österreichischen Mathematikers Simon Stampfer. Thaumatrop Das Thaumatrop wurde wahrscheinlich um 1825 von William Henry Fitton erfunden. Auf der Vorder- seite einer Papierscheibe (Durchmesser etwa 5 cm) wird ein einfaches Motiv dargestellt, auf der Rückseite – auf dem Kopf stehend – ein anderes. Bei schneller Drehung scheinen die beiden Bilder zu einem einzigen zu verschmelzen. Der Grund für diesen Effekt liegt darin, dass jeder Sehreiz in den Sinneszellen der Netzhaut auch nach dem Ende des eigentlichen Reizes noch kurz nachwirkt. Ein Bewegungseindruck wird mit dieser Technik allerdings noch nicht erzeugt. Das Praxinoskop Muybridge und Marey zeigten ihre Fotosequenzen nicht nur in Büchern, sie führten sie auch vor Publikum vor. Dazu benutz- ten sie ein Gerät, das man Praxinoskop nannte. Über Spiegel und mit Hilfe einer Laterna magica wurden die einzelnen Phasenbilder so auf eine Leinwand projiziert, dass bei den Zuschauerinnen und Zuschauern der Eindruck einer zusammenhängenden Bewegung entstand. Das Praxinoskop berücksichtigte bereits zwei wesentliche Vorausset- zungen für die visuelle Illusion einer Bewegung. Nur wenn die Einzelbil- der eines Bewegungsablaufs sehr kurz (pro Sekunde mindestens 16 Bil- der) und voneinander durch eine „Dunkelphase“ getrennt gezeigt werden (Abfolge: Bild – kein Bild – leicht verändertes Bild), zieht das Gehirn den Schluss, dass die Bilder zusammengehören und dazwischen eine Bewe- gung passiert sein muss. Der Bewegungseindruck entsteht nicht im Auge, sondern bei der Verarbeitung der Netzhautsignale im Gehirn. Bewegung im Bild Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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