Zeichen 2, Schulbuch

66 Das Atelierboot Das Beispiel oben (Abb. 8) weist einige Parallelen zu jenen auf Ss. 64 und 65. Wieder stellt ein Künstler seinen malenden Freund dar und wählt dafür einen Augenblick und einen Ort, die besonders charak- teristisch für seine Kunst sind. Man sieht den französischen Maler Claude Monet (1840–1926), wie er in seinem „schwimmenden Atelier“ unter dem Sonnen- dach vor der Staffelei sitzt. Seine Frau Camille schaut ihm zu. Arbeit im Freien Das Bild stammt von Monets Freund Edouard Manet (1832–1883), der damals gerade selbst damit begann, im Freien zu malen. Das war um 1874 noch sehr ungewöhnlich. Nach den herrschenden Kunst- regeln konnte man im Freien zwar Studien oder schnelle Skizzen herstel- len, aber für ein ernst zu nehmendes Gemälde war die sorgfältige Durch- arbeitung in einem Atelier unbedingt notwendig. Claude Monet hielt von diesen Regeln nicht viel. Er wollte nicht, so wie es damals üblich war, bedeutungsvolle Inhalte darstellen, er wollte einfach seine persönlichen Natureindrücke so lebendig wie möglich wiederge- ben. Er glaubte, Sonne und Wind selbst auf seiner Haut spüren zu müs- sen, um die Atmosphäre eines Sommertages im Freien auch überzeugend malen zu können. Diese neuartige Form des raschen Malens unter freiem Himmel wäre mit der bis dahin üblichen Maltechnik kaummöglich gewesen. Erst die indus- trielle Herstellung von Ölfarben in Tuben schuf dafür die Voraussetzung. Wasser und Licht Monet war vom Spiel des Lichts auf demWasser beson- ders fasziniert. Er zog von Paris hinaus nach Argenteuil, direkt an das Ufer der Seine. Dort malte er den Fluss, die Schiffe und die Brücken immer wieder – bei wechselndem Wetter und im Wechsel der Jahreszeiten. Schließlich kaufte er sich ein Boot und ließ darauf eine Kajüte bauen, die er als Atelier nutzte. Nun konnte er zu jeder Zeit gute Bildmotive nicht nur am, sondern auch direkt auf dem Wasser finden. Momentaufnahmen im Freien 6 Claude Monet: Zwei Mädchen in einem Boot, Bleistift skizze auf Papier 8 Edouard Manet (1832–1883): Claude Monet in seinem Bootsatelier, Öl auf Leinwand, 1874 7 Claude Monet: Fischerboote im Hafen von Honfleur, Bleistift skizze auf Papier Skizzenbücher Monets Skizzen bücher geben uns Hinweise auf seine Arbeits- methode. Die Zeichnungen sind keine genauen Vor studien und auch keine Entwurfszeichnungen für Gemälde. Monets Bleistift skizzen sind knappe Bildnotizen, mit denen er flüchtige Eindrücke festhielt und Details oder räumliche Zusammenhänge klärte. Auf der Leinwand arbeitete er dann meist direkt mit Farbe und Pinsel. Manchmal skizzierte er die ungefähre Verteilung der Bildelemente mit wenigen Bleistift- strichen auf die Bildfläche, bevor er zu malen begann. Eine genaue Vorzeich- nung brauchte er nicht. Im Atelier Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=