Zeichen 2, Schulbuch

56 Ruinen als Steinbruch Antike Bauwerke, die im Mittelalter nicht mehr ge- braucht wurden, verfielen zu Ruinen. Ziegel und große behauene Stein- blöcke, aus denen sie gebaut waren, wurden aber oft wieder verwendet (Abb. 20), sodass von vielen römischen Bauten am Ende nur noch die Grundmauern blieben. Durch dieses Recycling von Baumaterial sind auch große Römerstädte allmählich verschwunden. Carnuntum im heutigen Nie- derösterreich, Virunum in Kärnten, Aguntum in Osttirol, Lauriacum in Ober- österreich sind Beispiele dafür. Archäologinnen und Archäologen versu- chen aus den Grundmauern und ausgegrabenen Bauresten Stadtanlagen und einzelne Gebäude zu rekonstruieren . Das Ergebnis ihrer Arbeit kannst du in Archäologieparks und Museen an den Ausgrabungsstätten sehen. Die Festung Vindobona Große Teile der römischen Bevölkerung verlie- ßen um 500 auch die Donauländer des heutigen Österreich. Viele wurden nach Italien umgesiedelt, weil das Leben an der Nordgrenze des Reichs zu gefährlich geworden war. In den Schriften des Eugippius wird darüber berichtet. Auch die römische Stadt Vindobona wurde verlassen. Die Rest- bevölkerung suchte Schutz hinter den starken Mauern des nahe gelege- nen Militärstützpunktes, der von den Legionären bereits aufgegeben war. Aus neuen Siedlungen, die zunächst innerhalb, später auch außerhalb der alten Festungsmauern entstanden, entwickelte sich mit der Zeit die heutige Stadt Wien. Ruinen und Recycling 19 Mautern, Niederösterreich: Stadtmauer aus römischer Zeit 20 Spoleto, Italien: mittelalterliche Mauer aus Relikten römischer Bauten 21 Ursprüngliches Aussehen eines römischen Lagers, Saalburg, Deutschland, Rekonstruktions zeichnung (links) 22 Das Legionslager Vindobona und das heutige Straßennetz der Wiener Innenstadt (links unten) 23 Das Legionslager Vindobona als Ausgangspunkt der mittelalterlichen Stadtentwicklung Wiens (rechts unten) 17 Tonnengewölbe, aufbauend auf dem Prinzip des Keilsteinbogens 18 Römisches Fenster in Mautern, Niederösterreich Geniale Bautechnik der Römer Dir ist viel- leicht aufgefallen, dass bestimmte Bau- elemente und Zierformen in der römischen Architektur sehr häufig vorkommen. Säulen oder Pfeiler, die manchmal nur halb aus der Wand hervortreten, waagrechte Mauervorsprünge, die Gesimse genannt werden, und immer wieder Bögen in ver- schiedenen Anwendungsformen. Der Keilsteinbogen Die von den Römern verwendeten Bögen heißen Keilstein- bögen oder Radialbögen (Abb. 17, 18). Der keilförmige Querschnitt verhindert ein Durchrutschen der Steine nach unten. Bei der Verwendung von Ziegeln sorgt der dazwischen eingebrachte Mörtel für einen keilförmigen Querschnitt. Während des Baus stützt ein Lehrgerüst die einzel- nen Steinblöcke. Wenn der oberste Block, der Schlussstein, eingesetzt ist, kann das Gerüst entfernt werden. Allerdings muss auch für seitliches Stützmauerwerk gesorgt werden, damit das Gewicht des Baumaterials den Bogen nicht ausei- nanderdrückt. Die Römer bauten in dieser Technik Fenster- und Türöffnungen und Gewölbe zur Überdachung von Räumen. Auch Brücken und Aquädukte wurden als Bogenkonstruktionen errichtet. Die typischen Merkmale römischer Architektur gehen überwiegend auf bautechnische Überlegungen zurück. Die Stadt im Stadion Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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