Zeichen 1, Schulbuch
84 7 Riesenkamera, genannt „Mammut“, um 1900 8 Roger Fentons Dunkelkammerwagen, Foto, 1885 9 Fahrradkamera, patentiert 1888 Riesenkameras und fahrbare Labors Eine Kamera von der Größe der „Mammut“ blieb ein Einzelfall. Sie wurde in Chicago gebaut und wog ca. 600 kg. Die dazu passenden Fotoplatten waren über drei Quadrat- meter groß und 225 kg schwer. Zur Bedienung dieser Kamera wurden 15 Personen gebraucht. Aber auch die Ausrüstung eines Reisefotografen war nicht gerade handlich. Roger Fenton (1819–1869) zum Beispiel, einer der ersten englischen Fotoreporter, war 1855 für seinen Einsatz im Krim- krieg mit einem eigenen Dunkelkammerwagen, fünf Kameras, 700 Glas- platten und dem entsprechenden Vorrat an Chemikalien ausgestattet. Es dürfte für Fotografen ziemlich beschwerlich gewesen sein, all die not- wendigen Geräte und Materialien durch die unwegsamen Gegenden des Wilden Westens zu transportieren. Auch vergleichsweise leichte fotogra- fische Apparate wogen bis zu 50 kg und kosteten ein Vermögen. Als „Film- material“ dienten lichtempfindlich beschichtete Metall- und später Glas- platten. Sie mussten gleich nach der Aufnahme entwickelt und fixiert werden. Man musste daher immer auch eine komplette Dunkelkammer- ausrüstung mit sich führen. Technischer Fortschritt 1840 entwickelte der Physiker und Mathematiker Josef Petzval (1807–1891) in Wien ein Objektiv , das die durchschnittlichen Belichtungszeiten von zuvor 15 Minuten auf 45 Sekunden verkürzte. Für bewegte Szenen war das aber noch immer zu langsam. Kameratechnik und Fotochemie wurden in der Folge aber rasch verbessert. Allmählich konnte das reine Abbilden, auch bei schwierigeren Lichtverhältnissen und unruhigen Motiven , von der Fotografie übernommen werden. Die neue fotografische Technik wurde außerdem für objektiver und unbe- stechlicher gehalten. Sie gewann deshalb gerade für Reportagen zuneh- mend an Bedeutung. Zeichnung und Malerei zogen sich aus diesem Auf- gabenbereich allmählich zurück. Eine relativ frühe Aufnahme des Fotografen Solomon D. Butcher (1856– 1927) zeigt eine Siedlerfamilie in Nebraska vor ihrem Haus. Das Foto (Abb. 10) ist nicht nur ein seltenes Dokument, sondern auch deshalb be- sonders interessant, weil die porträtierte Familie auch einen großen Teil ihres Hausrats ins Freie gestellt hatte, um ihren ganzen Besitz ins Bild zu setzen. Riesenkameras, Laborzelte und Skizzenbücher Schwerstarbeit Fotografie Der technische Aufwand in der Frühzeit der Fotografie war enorm. Die umfangreiche und schwere Ausrüstung machte fotografische Reportagen und Dokumentationen zur Schwerstarbeit. Die Entwicklung leichterer und mobiler Apparate dauerte lange. Manche Ideen, wie die einer Fahrrad- kamera, setzten sich nicht durch. Reporter im Wilden Westen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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