Zeichen 1, Schulbuch
26 6 Arcimboldo: Vertumnus, Ausschnitt, 1590 7 Arcimboldo: Vertumnus, Ausschnitt, 1590 8 Arcimboldo: Vertumnus, Öl auf Leinwand, 70,5 × 57,5 cm, 1590 Ein Porträt des Kaisers Einige Jahre später malte Arcimboldo für einen seiner früheren Auftraggeber noch ein Bild und schickte es ihm nach Prag: Es stellt Rudolf II. als Vertumnus, den römischen Gott der Jahreszei- ten, dar. Sein Kopf und seine Brust bestehen aus Früchten, eine Schärpe aus prächtigen Blüten hängt von seiner Schulter herab. Aus unserem heutigen Blickwinkel mag diese Art der Verherrlichung eines Herrschers übertrieben erscheinen, vielleicht sogar etwas lächer- lich. Aber damals wurde diese Darstellungsweise als besonders würde- voll empfunden. Rudolf II. war begeistert. Ein Dichter an seinem Hof ver- fasste sogar ein langes Gedicht, in dem das Gemälde in all seinen Einzel- heiten und Bedeutungen beschrieben wird. In der linken Randspalte die- ser Seite findest du einen Ausschnitt. Die merkwürdigen Köpfe des Giuseppe Arcimboldo Bildbeschreibung eines Dichters: „Schau den Apfel, schau den Pfirsich, wie sie rund und voller Leben Wange rechts und links mir geben: Merke auch auf meine Augen, deren eines kirschenfarben, weil das andre maulbeerrötlich. Schau die beiden Haselnüsse, die mit ihrer grünen Schale hier und da auf meine Lippe hingelegt sind und im Fallen zwiefach Dochte noch ergeben eines wohlgestutzten Bartes; diesem dienet als Ergänzung das gestachelte Gehäuse der Kastanie, die dem Kinne sich verhaftet und vollendet wahrlich wunderbarer Weise, was an Mannesschmuck noch bleibt.“ Gregorio Comanini, 1591 Birnennase, Traubenhaar Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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