Zeichen 1, Schulbuch
25 Ungewöhnliche Darstellungen Manche der Bilderfindungen Arcimboldos fanden so viel Bewunderung, dass er sie mehrmals wiederholen musste. Oft hat er dabei nur kleine Details verändert, manchmal das Format oder die Technik gewechselt. Die meisten seiner Bilder sind mit Ölfarbe entwe- der auf Holztafeln oder auf Leinwand gemalt. Besonders beliebt waren seine Darstellungen der „Vier Jahreszeiten“ und der „Vier Elemente“ (Erde, Wasser, Luft und Feuer). Wahrscheinlich wurden diese Bilder im 16. Jahr- hundert so aufgehängt, dass jeweils das Gesicht einer Jahreszeit dem Gesicht eines Elements zugewendet war. „Sommer“ und „Feuer“ bildeten so ein gegenüberliegendes Paar. Rätsel und Verstecktes Während der Kopf des „Sommers“ aus vielerlei Früchten, Gemüse und Getreide zusammengesetzt ist – darunter auch ein Maiskolben, der damals in Europa noch sehr selten war –, besteht das „Feuer“ aus Gegenständen, die mit dieser Naturkraft in Zusammenhang stehen: Zwei Feuereisen bilden Nase und Ohr, eine Öllampe das Kinn, Schwefelhölzchen den Schnurrbart, ein Docht-Knäuel die Stirn. Die bren- nenden Holzscheiter erinnern an eine feurige Krone. Manche Kunstfach- leute vermuten, dass dies eine Anspielung auf Kaiser Maximilian II. sein könnte. Auch die prunkvolle Kette mit dem Doppeladler und dem berühm- ten Orden vom „Goldenen Vlies“ (Widderfell) deuten in diese Richtung. So gesehen könnten die beiden Kanonenrohre und die Pistole auf die militä- rische Macht des Kaisers in seinem Kampf gegen das Osmanische Reich hinweisen. Solche symbolischen Andeutungen wurden damals sehr ge- schätzt. Erfolgreiche Karriere 1587 bat Arcimboldo den Kaiser, wieder in seine Heimatstadt Mailand zurückkehren zu dürfen. Dieser ließ ihn nur ungern gehen, belohnte seine Dienste aber zum Abschied mit einem reichen Geldgeschenk und einem Adelstitel. Eventmanager und Kostümdesigner In der Zeit Arcimboldos – wir nennen diese Kunstepoche den Manierismus – mussten Kunstschaffende, die Erfolg haben wollten, ihre Auftraggeber durch immer neue Einfälle überraschen und für Unterhaltung sorgen. Für einen Festzug, der 1571 in Wien abgehalten wurde, entwarf Arcimboldo das Kostüm eines Monsters. 3 Arcimboldo: Der Sommer, Öl auf Lindenholz, 67 × 50,8 cm, 1563 4 Arcimboldo: Das Feuer, Öl auf Lindenholz, 66,5 × 51 cm, 1566 5 Arcimboldo: Zerberus, Feder auf Papier, blau laviert, 29 × 19 cm, 1571 Onlineergänzung 4n5m8r v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Arcimboldo (um 1526–1593) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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