Zeichen 1, Schulbuch

17 Collioure Der kleine Fischerhafen Collioure im südfranzösischen Roussillon gilt als „Geburtsort“ des Fauvismus . Henri Matisse und sein Künstlerkollege André Derain (1880–1954) haben dort 1905 den Sommer verbracht und gemalt. In Collioure entstand ein Teil jener Bilder, die im darauffolgenden Herbst im Pariser „Salon der Unabhängigen“ für viel Aufregung sorgten. Kunst und Können Kommt Kunst von „können“? Oder stimmt doch eher der Spruch: „Kunst kommt von künden“? Sprachgeschichtlich ist beides nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Das Wort „Kunst“ kommt vom althoch- deutschen „kunnan“. Das bedeutet „wissen, erkennen, kennen“. Von „kunnan“ wurde das Substantiv „Kunst“, zunächst in der Bedeutung „Wissen, Kenntnis, Kunde“, abgeleitet. Aber auch „kennen, können und künden“ haben den gleichen etymologischen Ursprung. Porträt eines Freundes In den Wochen ihres gemeinsamen Aufenthalts in Collioure malte André Derain auch dieses kleine Porträt seines Kollegen Henri Matisse. 11 Henri Matisse: Ansicht von Collioure, Öl auf Leinwand, 33 × 41 cm, 1905 12 Ansicht von Collioure, Fotografie 13 André Derain: Henri Matisse, Öl auf Leinwand, 46 × 35 cm, 1905 Lass dich von den Matisse-Scherenschnitten zu ähnlichen Zirkusbildern anregen. Schneide aus farbigen Papieren Figuren aus, die zu einer von dir selbst gewählten Szene passen: Akrobatinnen und Akrobaten, Clowns, Pferde, ein Zirkuszelt usw. Verschiebe die Papierstücke so lange, bis sie zueinander in einem lockeren Gleichgewicht stehen und dadurch auch die beschwingte Zirkusstimmung ausdrücken. Pionier der Moderne Die jungen Malerinnen und Maler, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Kunst der Moderne begründeten, waren darin einig, dass Bilder ganz eigenen Gesetzen folgen und ihre Qualität nichts damit zu tun habe, wie genau sie Erscheinungen der Natur abbilden. Diese Idee löste eine Lawine von Experimenten und neuen Bilderfindungen aus. Das autonome Bild Der Gedanke, dass die Wirkung eines Bildes aus- schließlich davon bestimmt werde, wie sich Farben, Formen, Flächen und Linien in unterschiedlichen Zusammenstellungen verhalten, führte zur Idee der „Autonomie des Bildes“. Ein Bild sollte etwas ganz Eigenständi- ges sein, vergleichbar einer Komposition in der Musik. Es ist eigentlich ganz logisch, dass die Funktion des „Abbildens“ dabei völlig in den Hintergrund trat. Zwischen 1910 und 1913 malte Wassily Kan- dinsky (1866–1944) in München ein Aquarell ohne Titel, das nichts Gegen- ständliches mehr erkennen ließ. Es gilt als das erste völlig abstrakte Bild. Künstlerinnen Unter den Pionieren der abstrakten Kunst finden sich zahlreiche Malerinnen wie Gabriele Münter (1877–1962) oder Sonia Delaunay (1885–1979). Jahrhundertelang war es für Frauen fast unmög- lich gewesen, als Künstlerin zu arbeiten und zu leben. Erst im 20. Jahr- hundert – in Wien ab 1920 – wurden Frauen zum Studium an Kunstakade- mien zugelassen. Seit dem späten 19. Jahrhundert hatte es zwar private „Damenakademien“ gegeben. Eine umfassende künstlerische Ausbildung boten diese aber nicht. Künstlerin als Beruf war gesellschaftlich nicht akzeptiert. v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Henri Matisse (1869–1954) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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