Zeichen 1, Schulbuch
15 Vereinfachen und Weglassen In seinen späteren Zirkusbildern verein- fachte Matisse die Ausdrucksmittel noch viel mehr. Die Trapezkünstle- rinnen bzw. Trapezkünstler der Truppe „Codomas“ sind nur mehr als wel- lige Formen dargestellt. Aber gerade das verdeutlicht den kraftvollen Schwung, mit dem sie hoch über den Zuschauern durch die Luft fliegen. Die lappigen Gebilde, die rundherum angeordnet sind, sollen nichts dar- stellen, sondern nur für Ausgewogenheit im Bild sorgen. Als alter Mann erreichte Matisse mit dieser höchsten Stufe der Verein- fachung eine spielerische Leichtigkeit, zu der sonst nur Kinder fähig sind. Er selbst hat das mit dem folgenden Satz auch ausgesprochen: „Genie ist nichts weiter als die nach Belieben wiedergefundene Kindheit!“ Farbpapier statt Malfarbe Als Henri Matisse für eine Ballettaufführung einen Vorhang entwarf, wählte er als Bildmotiv ein tanzendes Paar. Er bemühte sich, eine Anordnung der Figuren zu finden, die sowohl tänzerischen Schwung als auch harmonisches Gleichgewicht ausdrücken konnte. Um seine Versuche nicht immer neu malen zu müssen, schnitt er farbige Papiere aus und verschob sie so lange, bis die beste Zusammenstellung ( Komposition ) gefunden war. Man sieht auf dem Bild von 1937 noch die Reißnägel, mit denen Matisse die Papierstücke auf dem Untergrund befestigt hatte. 3 Henri Matisse: Der Esstisch oder Harmonie in Rot, 1908 4 Henri Matisse: Die Codomas, 1944 5 Ausschnitt aus Bild 3 6 Henri Matisse: Tänzer, 1937 Onlineergänzung z6yf5n v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Henri Matisse (1869–1954) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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