Zeichen 1, Schulbuch
13 Studien , um die stärksten Ausdrucksmöglichkeiten auszuprobieren. Der emporgestreckte Kopf eines verwundeten Pferdes war für ihn ein Sinn- bild des Schmerzes. Die spitze Zunge wirkt wie eine Lanze, die den Körper durchbohrt hat. Dieses Bildzeichen ist so stark und eindringlich, dass man fast meint, den Todesschrei des Pferdes zu hören. Stimmungen und Gefühle Auch der deutsche Maler Franz Marc (1880– 1916) wandte sich um 1910 von seiner bis dahin naturgetreuen Darstel- lungsweise ab, um durch die Veränderung von Farben und Formen in sei- nen Tierbildern Gefühle und Stimmungen sichtbar zu machen. In dem Bild „Die gelbe Kuh“ geht es um die Darstellung von Fröhlichkeit und Lebensfreude. Offenbar schien dem Maler dazu ein strahlendes Gelb besonders geeignet. Zur Verstärkung der angestrebten Wirkung seines Bildes setzte er sich über die Wirklichkeit des Aussehens einer Kuh ein- fach hinweg. Sowohl Pablo Picasso als auch Franz Marc weichen in ihren Darstellun- gen vom Naturvorbild ab, verändern die Körperformen und übertreiben die Farben. So können sie in ihren Tierbildern auch menschliche Gefühle, wie etwa Angst oder Sehnsucht, ausdrücken. Farbe und Komposition Gelbe Kühe gibt es in Wirklichkeit nicht. In der Bilderwelt des Franz Marc gibt es sie, weil er sich bei der Farbgebung seiner Tiere vorrangig nach der Stimmungslage richtete, die er ausdrücken wollte. Neben der Farbwahl spielt auch die Anordnung der Bildelemente , die Komposition , eine wichtige Rolle. Die schrägen und die geschwungenen Linien setzen das ganze Bild in Bewegung. Gerade bei einer Kuh, die sonst eher einen ruhigen, behäbigen Eindruck macht, wirkt das lustvolle Springen besonders übermütig. Sogar die Landschaft mit ihren schiefen Bäumen und den leuchtenden Farben scheint mitzutanzen und sich mit der Kuh zu freuen. Form und Wirkung Die Körperformen der Rehe sind zwar weitgehend wirklichkeitsnah, aber das Braun ihrer Felle ist in leuchtende Gelb-, Orange- und Rottöne umgewandelt. Die eleganten kurvigen Linien von Hals, Rücken und Beinen sind farbig betont und lassen die Rehe besonders graziös und leichtfüßig erscheinen. Die weichen Schneeformen des Winterwaldes fügen sich geschmeidig in diesen schwingenden Linienrhythmus ein. An manchen Stellen weisen sie ein gelbliches oder rosafarbenes Schimmern auf. Mit diesen malerischen Verbindungen betont Marc die Harmonie zwischen den Tieren und ihrer natürlichen Umwelt. 4 Franz Marc: Die gelbe Kuh, 1911 5 Franz Marc: Rehe im Schnee II, Öl auf Leinwand, 84,7 × 84,5 cm, 1911 Onlineergänzung z3w8y9 Versuche die Wildheit einer Katze auf eine andere Weise als Picasso darzustellen. Welche Situationen wären dafür besonders passend? Durch welche Farben könntest du den Ausdruck noch steigern? Überlege, welche unterschiedlichen Verhaltensweisen du an einer Katze beobachten kannst (zärtlich und anschmiegsam, geheimnisvoll, schleichend usw.). Finde einen Weg, diese Eigenschaften in Bildern auszudrücken. Egal, welche Stimmung du wählst: Wichtig ist nicht, ob die Katze naturgetreu aussieht, sondern ob der Charakter, den du darstellen willst, gut erkennbar ist. Übertreibe einfach! v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Pablo Picasso (1881–1973) Albrecht Dürer (1471–1528) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=