Big Bang HTL 4, Schulbuch

Biotechnologie 6 Biochemie und Biotechnologie (IV. Jahrgang, 7. Semester) 73 Ethanol im menschlichen Körper Aufnahme Kleine Mengen Alkohol werden schon im Mund-Rachen- Raum aufgenommen, der Großteil der Aufnahme erfolgt allerdings im Magen-Darm-Trakt. Zuvor konsumierte, vor allem fettreiche, Lebensmittel verlangsamen die Aufnahme, verringern sie allerdings nicht. Das ins Blut aufgenommene Ethanol verteilt sich auf das gesamte wässrige Gewebe des Körpers. Weil süße alkoholische Getränke durch die Zucker- aufnahme die Aktivität des Darmes anregen, wird auch Al- kohol rascher aufgenommen. Derselbe Mechanismus ist auch für kohlensäurehaltige Getränke wichtig. Diese be- schleunigen den Resorptionsvorgang, da im Magen freige- setzte CO 2 -Bläschen die Magenwand mechanisch reizen. Alkohol und andere Substanzen wie z. B. Medikamente be- einflussen sich gegenseitig in ihrer Aufnahme und Wirkung, weshalb von einer gemeinsamen Einnahme dringend ab- zuraten ist. Abbau Der Abbau liegt bei ca. 0,1–0,2 Promille pro Stunde. Alkohol wird im Körper nahezu ausschließlich in der Leber abge- baut. Dabei findet mit Hilfe eines Enzyms (ADH = Alkohol- dehydrogenase) eine Umwandlung in CO 2 und Fettsäuren statt. Die Leber beginnt mit dem Alkoholabbau bereits weni- ge Minuten nach dem ersten Schluck, also nicht erst am Ende der Trinkphase. Die Leber kann die Produktion von ADH bei häufigem Alkoholkonsum erhöhen und damit einen rascheren Abbau erreichen. Diese „Lernfähigkeit“ der Leber ist bei Männern stärker ausgeprägt als bei Frauen. Langfris- tig bewirkt eine erhöhte ADH-Produktion aber auch eine Ver- größerung und Schädigung der Leber. Wirkung Ethanol wirkt giftig auf Nerven, Leber-, Bauchspeicheldrüs- en- und Herzzellen. Nicht nur der Alkohol selbst, sondern vor allem seine Abbauprodukte im Körper, wie z. B. Ethanal wirken giftig. Ethanal kann sich chemisch mit Botenstoffen wie Adrenalin oder Serotonin verbinden und so die Reizwei- terleitung an Synapsen verhindern. Dies führt zu einer Erre- gungshemmung, Muskelerschlaffung und dadurch zu er- schwertem Gehen und Stehen und kann auch bis zum Tod durch Atemstillstand führen. Auch viele Symptome des so- genannten „Katers“ sind auf die Wirkungen von Ethanal zurück zu führen. Alkoholkonsum wird als erregend und enthemmend empfunden, da die hemmenden Regionen des Gehirns gelähmt werden. Der verzögerte Eintritt ins Blut und die noch mehr verzögerte Wirkung im Gehirn macht es unmöglich, den Alkoholkonsum nach dem aktuellen Zu- stand zu steuern. Die momentanen Empfindungen sind falsch, die Wirkungen folgen erst. Mit den Wirkungen geht aber gleichzeitig die Selbstkontrolle immer mehr verloren. Deshalb, und auf Grund der beschriebenen körperlichen Beeinflussungen durch Alkohol, ist das Lenken eines Fahr- zeugs unter Alkoholeinfluss besonders gefährlich. Weiters konnte nachgewiesen werden, dass die Zufuhr von Ethanol zu einem Anstieg der Endorphine, den körpereigenen Opia- ten führt – die Schmerzempfindlichkeit sinkt. Zu den weite- ren physiologischen Wirkungen von Ethanol gehört die Störung der Ausschüttung antidiuretischer (antiwasseraus- scheidender) Hormone. Dies bewirkt eine verstärkte Wasser- abgabe, Blasenentleerung und daher das Gefühl der Aus- trocknung, aber auch eine wirkliche Dehydrierung. Ethanol erweitert die Blutgefäße. Der Blutfluss durch die Kapillaren nimmt zu, was zu einem Wärmegefühl und einer Rosafär- bung der Haut führt. Der damit verbundene Wärmeverlust kann im Winter zu einer gefährlichen Unterkühlung führen. Alkohol in der Schwangerschaft Obwohl einem gemäßigten Konsum von Alkohol (max. 1–2 Gläser, v. a. Rotwein) durch Erwachsene sogar eine leicht ge- sundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird, gibt es eine Personengruppe die möglichst vollständig auf Alkohol ver- zichten sollte: schwangere Frauen. Etwa eines von 1000 Neugeborenen kommt mit alkoholbedingten Schädigungen zur Welt. Die Schäden dieser sogenannten Alkoholembryo- pathie (fötales Alkoholsyndrom FAS) sind schwerwiegend. 1. ZNS-Dysfunktion mit verminderter Intelligenz, Mikro- cephalie (abnorm kleiner Kopf), geistigen Entwicklungs- störungen sowie Verhaltensstörungen (oft in Form von Hyperaktivität und erschwerter sozialer Integration 2. Verlangsamtes Körperwachstum 3. Gesichtsveränderungen (kurze Lidspalten, kurze Nase, weit auseinander stehende Augen und kleine Wangen- knochen) 4. Andere anatomische Anomalien (beispielsweise ange- borene Herzfehler und missgebildete Augen und Ohren) i Abb. 6.11 Abb. 6.12 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum de Verlags öbv

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