Big Bang HTL 4, Schulbuch

190 Thermodynamik und moderne Physik (IV. Jg., 8. Sem.) Passen Messwerte nicht in das Para- digma, dann wür- den diese zwar eine Krise auslö- sen, doch manch- mal würde sich das Paradigma noch lange hal- ten. Zuerst würde versucht werden das alte Modell zu erhalten, bis es in einer Art Revo- lution über den Haufen geworfen wird. Eine völlig neue Hypothese würde dann das alte Modell ablö- sen und wäre ex- trem vom Vorgängermodell abweichend, ja oft sogar im Wi- derspruch zu diesem. Als Beispiele für so eine Entwicklung bringt K UHN z.B. N IKOLAUS K OPERNIKUS , der das Geozentrische Weltbild auf Grund seiner Messdaten hinterfragte. Es dauer- te hunderte Jahre bis sich die neue Idee des heliozentri- schen Weltbildes gegen das alte Paradigma durchsetzte. K UHNS These von Paradigmen und Revolutionen in der Natur- wissenschaft wurde und wird heftig kritisiert, nicht zuletzt weil sie an den Grundfesten des wissenschaftlichen Selbst- bildes kratzt. K UHN selbst sagt auch, er sei kein Gegner der wissenschaftlichen Methode der langsamen Weiterentwick- lung von Hypothesen und von Paradigmen. Ohne sie müsste jeder Forscher quasi bei Null anfangen. Das vorhandene Wissen müsse also sehr wohl helfen das „Chaos der Natur“ zu ordnen. Bei aller Bedeutung des vorhandenen Wissens darf aber nie darauf vergessen werden, dass die vorhande- nen Theorien nicht unfehlbar sind. Zusammenfassung Der Fortschritt der Wissenschaft beruht auf der Methode der Hypothesenbildung auf Basis von bereits bekanntem Wissen. Diese Hypothese wird mit messbaren Experimenten geprüft. Die Angabe der Ungenauigkeit der Messergebnisse ist wesentlich für die Bedeutung der Werte. Passen die Wer- te nicht zur aufgestellten Hypothese wird diese langsam an- gepasst und so immer weiter entwickelt in einer Art Evolu- tion des Wissens, die mit vielen kleinen Schritten große Veränderungen bewirkt. Diese Fähigkeit der langsamen Weiterentwicklung wird vom Wissenschaftsphilosophen T HOMAS S. K UHN hinterfragt, der meint, dass die ältere Theorie gelegentlich durch Logik, Ex- periment oder Beobachtung auf solche Proben gestellt wird, die sie nicht bestehen kann, sodass manchmal nur ein radi- kaler Bruch, der auf viel Gegenwehr stößt, also eine Revolu- tion, die bewährten Hypothesen, die er als Paradigmen, ver- ändern kann ( F9 ). Abb. 21.5: Kuhns Modell als Infografik Z 21.3 Qualitätsmanagment Publikationen und Peer Review Wenn ihr Euch neues Wissen aneignen wollt, sucht ihr die Informationen in Büchern oder im Internet. In der Wissen- schaft ist die Quelle für schon vorhandenes Wissen die Un- zahl an wissenschaftlichen Publikationen. Wenn ein Forscher eine Fragestellung erfolgreich beantwor- tet hat, also eine neu weiterentwickelte Hypothese erstellt hat, schreibt er eine Publikation . Die Publikationen sind im- mer ähnlich gegliedert: Zu Beginn steht der Abstract , also eine kurze Zusammenfassung des ganzen Textes. Er soll vor allem neugierig machen und ist immer kostenlos verfügbar. Die allermeisten Publikationen erscheinen nämlich in rela- tiv teuren Zeitschriften. Diese hohen Preise liegen unter an- derem an dem aufwendigen Prozess des Peer Review den wir gleich kennen lernen werden, dieser bringt aber auch viele Probleme mit sich und wurde von vielen Seiten stark kritisiert. Wenn ein Wissenschaftler eine Hypothese auf Grund neuer Messdaten weiter entwickelt, wie teilt er das der Welt mit? Welche Bedeutung hat das Vertrauen in wissenschaft- liche Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Wissens? F10 F11 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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