Big Bang HTL 3, Schulbuch

Organische Technologie und Ökologie (III. Jg., 6. Sem.) 171 Waschmittel 18 Nichtionische Tenside tragen keine Ladungen in ihrem polaren Teil, sondern polare Gruppen wie z. B. Ethergruppen oder Alkoholgruppen . Zu den nichtionischen Tensiden gehö- ren auch die Alkylpolyglucoside („Zuckertenside“), bei denen der polare Anteil aus einem Zuckermolekül besteht. Sie sind die „Musterschüler“ unter den Tensiden, denn sie können einerseits komplett aus nachwachsenden Rohstoffen her- gestellt werden, und andererseits sind sie biologisch sehr leicht abbaubar. Es spricht vieles dafür, dass sich nicht- ionische Tenside gegenüber den anionischen durchsetzen könnten: neben der allgemein besseren biologischen Abbaubarkeit sind sie auch hautfreundlicher und weniger härteempfindlich. Allerdings sind sie auch teurer. Zwitterionische Tenside (Amphotenside) besitzen eine posi- tive und eine negative Ladung gleichzeitig in ihren Molekü- len. Je nach pH-Wert der Waschumgebung haben sie dann anionischen oder kationischen Charakter. Sie sind gut haut- verträglich und werden oft in Shampoos und Badepräpara- ten eingesetzt. Tab. 18.1: gibt einen Überblick über die verschiedenen Arten von Tensiden. Zusammenfassung Eine waschaktive Substanz besitzt immer ein kurzes polares Ende und ein längeres unpolares Ende. Damit umschließt es unpolare Schmutzteilchen und löst sie von der Faser. Die ersten waschaktiven Substanzen (Tenside) waren die Seifen, die man durch Kochen von Fetten in Laugen herstell- te. Sie hatten den Nachteil, dass sie mit Calciumionen im Wasser unlösliche Kalkseifen bildeten. Daher wurden synthetische Tenside hergestellt. Dabei bilden anionische und nichtionische Tenside den Hauptanteil bei Waschmit- teln, kationische Tenside werden vor allem in Weichspülern eingesetzt, zwitterionische in Badepräparaten und Sham- poos. Z 18.4 Ein komplexes Gemisch Inhaltstoffe eines modernen Waschmittels Waschen ist ein komplizierter Prozess, der durch viele Faktoren beeinflusst wird. Einerseits ist Dreck nicht gleich Dreck, es gibt also viele verschiedene Arten von Schmutz , vom Farbstoff- bis zum Fettmolekül. Andererseits ist auch jede Textilfaser anders beschaffen: Wolle verhält sich an- ders als Baumwolle oder Kunstfasern. Auch die Härte des verwendeten Wassers spielt eine entscheidende Rolle. Wegen all dieser Einflüsse sind moderne Waschmittel hochkomplexe Gemische aus vielen verschiedenen Stoffen. Neben den Tensiden sind in einem Vollwaschmittel auch immer Bleichmittel und Enthärter vorhanden. Manche Firmennamen weisen sogar auf Hauptinhaltsstoffe hin: Persil z. B. leitet sich ab von den früher darin enthaltenen Perboraten (Bleichmittel) und Silikaten (Wasserenthärter). Aber noch viele andere Substanzen sind beteiligt. Das Geheimnis weicher Wäsche So kanns einem gehen: Man hängt die frisch gewasche- nen Handtücher auf die Wäscheleine und was passiert? Nach dem Trocknen sind sie steinhart. Woran liegt das? Die Baumwolle besteht aus Cellulosefasern. Diese enthal- ten viele endständige OH-Gruppen. Ohne Weichspüler und ohne Wind können sich die Cellulose-Polymere beim Trock- nen schön parallel ausrichten. Dabei entsteht eine unge- heure Anzahl an Wasserstoffbrücken, was dann die Härte der Wäsche ausmacht. Weichspüler-Moleküle setzen sich als Abstandhalter zwi- schen die einzelnen Celluloseketten, dadurch gibt es weni- ger Wasserstoffbrücken und die Wäsche ist weicher. Das Verhindern der H-Brücken funktioniert auch mechanisch: z. B. durch einen Wäschetrockner oder lebhaften bis stürmi- schen Wind beim Trocknen. i Lies die Angaben über die Inhaltsstoffe eines Wasch- mittels auf der Verpackung. Kennst du einige davon? Welche? Welche sind dir komplett unbekannt? F6 Abb. 18.7: Waschmittelverpackung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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