Big Bang HTL 3, Schulbuch

170 Organische Technologie und Ökologie (III. Jg., 6. Sem.) Abb. 18.3: Zutaten zur Seifenherstellung Beim Erhitzen mit Natronlauge wird das Fett in Glycerol und die Anionen der Fettsäuren gespalten. Diese bilden mit den Na + - oder K + -Ionen der Lauge die entsprechenden Salze, die sogenannten Seifen. Ein Seifenmolekül hat also ein stark polares Ende (Ionenbindung!) und eine lange unpolare Rest-Kette, die aus der Fettsäure resultiert. Abb. 18.4: Seifenherstellung Seifen sind recht einfach herzustellen. Zur Zeit erleben sie ein richtiges „Revival“, es gibt zahlreiche Rezepte und An- leitungen im Internet zur Herstellung. Seifen haben aber auch Nachteile in der Waschwirkung: – Seifen reagieren stark basisch (Salze aus schwacher Säure und starker Base), Seifenlösungen können locker pH-Werte von über 9 annehmen. Das schädigt Haut und Textilien. – Seifen sind Ionenverbindungen, sie reagieren auch mit den Calciumionen, die in kalkhaltigem Wasser vorhanden sind. Durch diese Reaktion entstehen unlösliche Kalksei- fen, die sich ablagern. Die Kristalle dieser Kalkseifen kön- nen die Fasern der Wäsche richtiggehend „zerschneiden“, außerdem ergeben sie noch eine gräuliche Farbe. Abb. 18.5: Bildung von Kalkseife Seife Erkläre, warum herkömmliche Seife nicht zum Wäschewaschen verwendet werden kann. L Wenn du in den Urlaub fährst, kann es vorkommen, dass die Seife viel stärker schäumt als daheim. Diskutiere, woran das liegen könnte. L 18.2 F4 A1 F5 C1 18.3 Neu und besser? Synthetische Tenside Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Seife in Kombi- nation mit anderen Komponenten eingesetzt – das „Waschmittel“ war geboren. 1907 brachte die Firma Henkel das Waschmittel „Persil“ auf den Markt. Es wurde als erstes „selbsttätiges“ Waschmittel beworben, das heißt die Wäsche musste nicht mehr gerieben werden. Nun galt es, einen riesigen Markt zu befriedigen, und immer mehr Tenside und Waschmittel wurden entwickelt. Einen kleinen Einblick gibt das folgende Kapitel. Seifen wurden im Lauf der Zeit von synthetischen Tensiden abgelöst. Das Aufbauprinzip ist das Gleiche: man hat eine kleine polare Gruppe und eine unpolare längere Rest-C-Kette. Nach Art und Ladung des polaren Teils teilt man die Tenside ein in Anionische Tenside Kationische Tenside Nichtionische Tenside Zwitterionische Tenside Die ersten Tenside, die entwickelt wurden, waren die anioni- schen Tenside . Sie gleichen noch sehr den Seifen, ihr großer Vorteil ist aber, dass sie mit Ca 2+ -Ionen keine schwerlösli- chen Salze bilden. Die am meisten in Waschmitteln verwen- deten anionischen Tenside sind die Alkylbenzolsulfonate. Dabei hängt eine etwa 9–12 C-Atome lange Kette (zu KW- Resten sagt man auch Alkyl-Ketten) an einen Benzenring, der auch den polaren Rest trägt, ein Sulfonat (Salz der Sul- fonsäure), – R-SO 2 -X. (X = einwertiges Ion, meist Na + ). Sie sind in der Regel gut biologisch abbaubar, solange die C-Kette möglichst unverzweigt ist. Die Kationischen Tenside spielen für den eigentlichen Waschvorgang keine große Rolle. Aber sie lagern sich an Textiloberflächen an und verringern die Anfälligkeit für elek- trostatische Aufladung der Fasern. Außerdem sorgen sie für einen „weicheren Griff“. Daher findet man kationische Ten- side vor allem in Weichspülern. Diese Stoffe kommen ganz zum Schluss des Waschvorgangs dazu und werden nicht mehr ausgewaschen. Heute verwendet man sogenannte Esterquats, diese sind wesentlich besser biologisch abbaubar als die früher verwendeten Kationtenside. Allerdings können sie bei Synthetikfasern die Oberfläche quasi verstopfen. Da- durch kann kein Schweiß mehr abtransportiert werden. Also niemals Weichspüler bei Sportbekleidung verwenden! In Weichspülern werden auch viele Duftstoffe verwendet, wo- gegen manche Menschen allergisch reagieren. Insgesamt ist von der Verwendung von Weichspülern eher abzuraten. Abb. 18.6: Esterquat Info: Das Geheimnis weicher Wäsche Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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