Big Bang HTL 3, Schulbuch

166 Organische Technologie und Ökologie (III. Jg., 6. Sem.) Umgewandelte Naturstoffe sind z. B. Cellulose-Derivate. Am bekanntesten ist dabei Cellulosenitrat , angewendet im Nitrolack. Diese Lacke sind sehr billig und durch Ver- dampfen des Lösungsmittels schnell trocknend. Allerdings enthalten sie große Mengen (bis zu 70%) an organischen Lösungsmitteln wie Ester und Kohlenwasserstoffe („Nitro- verdünnung“). Diese sind oft gesundheitsschädlich, brenn- bar und dürfen keinesfalls ins Abwasser gelangen. Trotz- dem werden sie immer noch in der Möbelindustrie und im Musikinstrumentebau (Gitarren) verwendet. Kunststoffe als Lackbindemittel sind Alkydharze , Polyester- harze , Acrylharze , Polyurethane , Epoxidharze , Aminoharze und Phenolharze . Die Polymerbildung erfolgt als Polykon- densation wie bei Alkydharzen (Polyole und mehrwertige Säuren), Polyaddition wie bei Polyurethanen oder auch Polymerisation wie bei Acrylharzen. Dabei machen Alkydharzlacke etwa 1 __ 3 der weltweiten Beschichtungsstoffe aus. Sie enthalten synthetische Kunst- harze und haben einen hohen Lösungsmittelanteil. Sie sind vielfältig in der Anwendung, auch gemischt mit Phenolhar- zen, Epoxidharzen und Cellulosenitrat. Eingesetzt werden sie sowohl als Malerlack als auch in der Automobilindustrie. Lösungsmittel: Ein Lösungsmittel im Lack muss das Bindemittel lösen oder dispergieren (fein verteilen) . Lösungsmittel werden auch „Verdünner“ genannt. Das Lösungsmittel beeinflusst die Fließeigenschaften (Viskosität) des Lacks. Er darf nicht zu dick- , aber auch nicht zu dünnflüssig sein. Nach dem Aufbringen des Lacks muss das Lösungsmittel wieder schnell verdampfen, denn es soll ja ein fester Film entstehen. Optimal sind Verdampfungszeiten von 20–40 Minuten , eine zu schnelle Verdampfung würde zu Blasen im Lack führen. Nicht zuletzt soll ein Lösungsmittel auch die Umwelt und die menschliche Gesundheit wenig belasten. Viele der ur- sprünglich in Lacken eingesetzten Lösungsmittel werden daher heute nicht mehr verwendet. Organische Lösungs- mittel werden auch mehr und mehr durch Wasser ersetzt. Dieses hat aber wiederum eine längere Verdunstungszeit. Ganz ohne Lösungsmittel kommen Pulverlacke aus. Bei die- sen Lacken werden die Bestandteile in Schmelze vermischt und nach dem Abkühlen zu Pulver vermahlen. Pigmente Pigmente sind Farbmittel , die im Lösungsmittel nicht löslich sind. Sie überdecken den beschichteten Werkstoff und be- wirken den Farbeindruck. Wichtige Pigmente sind Titandioxid (TiO 2 , weiß), Eisenoxide (rot, gelb), Chromoxide (grün) und Ultramarinpigmente (blau). Auch organische Pigmente, wie z. B. Azopigmente kommen zum Einsatz. Mit Pigmenten kann man auch ganz bestimmte Farb effekte erzielen, wie z. B. die Effektlacke bei Autolackierungen. Ef- fektlacke sind Lacke, die Effektpigmente enthalten. Diese bewirken, dass sich das Erscheinungsbild mit dem Betrach- tungswinkel ändert. Dazu zählen die Metallic-Lacke und die Interferenzlacke. Info: Metallic-Lack Info: Interferenz-Lack -> S. 167 Metallic-Lack ( F3 ) Der Metalliclack (Metalleffektlack, metallisé) enthält be- stimmte Metalleffektpigmente, die den Metallic-Effekt verursachen. Dies sind plättchenartige , metallische Pigmente , (früher auch „Cornflakes“ genannt) die im fertigen Lack parallel zur Oberfläche angeordnet sind. Als reine Metalle oder Legie- rungen werden Aluminium, Messing, Kupfer und Zinn ver- wendet. Sie werden zusätzlich zu den anderen Pigmenten (Grundfarbe) in den Lack eingebracht. Darüber folgt noch eine Schicht Klarlack. Wenn nun Licht „von oben“, also in einem steilen Winkel auf das Effektpigment fällt, so wird es reflektiert und der Lack erscheint hell. Je flacher der Einfallwinkel (und auch der Blickwinkel), desto mehr Licht wird gestreut und nicht mehr reflektiert. Der Lack erscheint dunkler. i Abb. 17.2: Verteilung der Effektpigmente im Lack Abb. 17.3: Streuung und Reflexion am Effektpigment Nur z Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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