Big Bang HTL 3, Schulbuch

152 Organische Technologie und Ökologie (III. Jg., 6. Sem.) Die Vorteile von Biokraftstoffen liegen auf der Hand: fossile Rohstoffe werden in naher Zukunft zu Ende gehen. Da ist es wichtig, sich rechtzeitig um Ersatz umzusehen. Die Rohstoffe wachsen auch in unseren Breiten, dadurch macht man sich unabhängig von Ölimporten und den oft krisengeschüttelten Staaten, die uns das Öl liefern. Ein Argument ist auch die Nachhaltigkeit. Biokraftstoffe wachsen quasi wieder nach, im Gegensatz zum Erdöl. Und das CO 2 , das bei der Verbrennung frei wird, haben die Pflanzen vorher beim Wachsen durch Photosynthese auf- genommen. So tragen Biokraftstoffe – theoretisch – auch zur Reduktion von Treibhausgasen bei. Außerdem sind die Kraftstoffe „umweltfreundlich“ in dem Sinne, dass sie biologisch abbaubar sind. Unfälle, bei denen reiner Biodiesel oder Bioethanol austreten, sind daher keine Umweltkatastrophen. Aber es gibt auch viele berechtigte Kritikpunkte : Biokraft- stoffe verbrauchen viel Ackerfläche beim Anbau . Ackerflä- che, die nicht vorhanden ist, oder die für Lebensmittelpro- duktion verloren geht. Oft geschieht dies auch nicht in Europa, sondern in afrikanischen und asiatischen armen Ländern. Diese Länder haben hier eine Möglichkeit ent- deckt, nach Europa Güter (Pflanzenöle usw.) zu exportieren. Aber gerade solche Länder würden diese Ackerflächen drin- gend brauchen. Dieser Konflikt soll durch den Cartoon in Abb. 14.6 ausgedrückt werden. Auch die CO 2 -Neutralität ist bei genauem Hinsehen nicht ge- geben . Der Anbau, der Transport und die Herstellung des Biosprits lassen zusätzliches CO 2 frei werden. Es gibt Berech- nungen, dass zur Herstellung von 1 Liter Biotreibstoff ge- genwärtig 1 Liter Erdöl gebraucht wird. Durch diese durchaus berechtigten Einwände zur Biosprit- Herstellung versucht man heute, Biokraftstoffe der 2. und 3. Generation herzustellen. Das bedeutet, man nimmt nicht mehr Nahrungsmittel als Rohstoffe, sondern Abfallproduk- te. Also z. B. Altspeiseöl statt Rapsöl oder Pflanzenstängel, Stroh und Holz statt Mais und Gerste. Oder man nimmt zur Biotreibstoff-Herstellung eigene „Energiepflanzen“, die nicht als Nahrungsmittel für den Menschen dienen. Das sind Pflanzen mit besonders schnellem Wachstum, wie z. B. das Chinaschilf Miscanthus. Allerdings müssen diese Rohstoffe vorher noch verarbeitet werden, was die Produktion wieder aufwändiger macht. Deshalb laufen zu diesen Anlagen zur- zeit nur Pilotprojekte. Die Probleme der Anbauflächen und des CO 2 Ausstoßes sind damit nicht gelöst. Außerdem verändern Biokraftstoffe nichts an unserem Ver- kehrsverhalten. Immer noch werden flüssige Kraftstoffe in Verbrennungsmotoren mit niedrigem Wirkungsgrad ver- brannt. Es wird sich zeigen, ob die Zukunft der Mobilität im Biokraftstoff oder in der Elektromobilität liegen wird. 14.4 Methan aus Mist Biogas In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit der Gewinnung und Verwendung von Biogas. Im Gegensatz zu den vorher genannten Biotreibstoffen wird Biogas meist nicht getankt, sondern zur Strom- oder Wärmeerzeugung verwendet. Biogas ist eine Gasmischung, die mit Hilfe von verschiede- nen Mikroorganismen aus biogenem Material (Biomasse) hergestellt wird. Die ablaufenden Prozesse sind auch in der Kritikpunkte Erstelle eine Tabelle, in der du die Vor- und Nachteile von Biotreibstoffen übersichtlich darstellst. L Im Jahr 2003 wurde von der EU eine Richtlinie zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen erlassen. Demnach sollten die Mitgliedsstaaten den Anteil an Biokraftstoffen bis zum Jahr 2010 auf mindestens 5,75% in allen Treibstoffen schrittweise erhöhen. Diese Richtlinie wurde im Jahr 2009 durch eine neue ersetzt: diese schreibt vor, dass im Verkehrs- sektor 10% der verbrauchten Energie aus erneuerba- ren Quellen stammen muss. Hier wird also nicht mehr explizit auf Biokraftstoffe hingewiesen. Es gibt sogar die Überlegungen, den Beimischungsanteil an Biokraftstoffen auf 5% maximal zu begrenzen. Versuche, diesen Sinneswandel zu erklären. Welche anderen Quellen könnten gemeint sein? L Biotreibstoffe sind immer wieder politisches Streitthe- ma, weil daran auch ganze Wirtschaftszweige hängen. Analysiere und bewerte die beiden nachstehenden Abbildungen im Hinblick auf den dargestellten Sachverhalt und die ausgedrückte Botschaft an den Betrachter. Stelle begründete Vermutungen auf, welche Organisationen/Industriezweige hinter diesen Bildern stecken könnten. 14.3 F7 A1 F8 C1 F9 C2 Abb. 14.7 Was ist Erdgas? Aus welcher chemischen Verbindung besteht es? Wir haben gelernt, es gibt 1 Bio-Ethanol- und 9 Biodiesel-Anlagen in Österreich. Schätze, wie viele Biogas-Anlagen es gibt! F10 F11 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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