Big Bang HTL 3, Schulbuch

126 Organische Technologie und Ökologie (III. Jg., 6. Sem.) Verwendung: Halogenkohlenwasserstoffe sind hervorragende Lösungs- mittel , wie sie in der Technik oder in der chemischen Reini- gung oft gebraucht werden. Auch als Kältemittel in Kühl- schränken kommen sie zum Einsatz. Hier sind allerdings nur mehr Fluorkohlenwasserstoffe ( FKW ) erlaubt, weil diese (im Gegensatz zu CKWs und FCKWs) kein Ozonschicht-schädi- gendes Potenzial besitzen. Viele, meist aromatische Halogenverbindungen kommen als Insektizide zum Einsatz, ein Beispiel wäre das Insekten- vernichtungsmittel DDT, dessen Anwendung aber in Öster- reich wie in den meisten westlichen Industriestaaten seit den 1970er Jahren verboten ist. Auch die ersten Anwendungen als Narkosemittel mit Chlo- roform (Trichlormethan) führten zu Leber- und Nierenschä- den und oft genug auch zu Todesfällen. Heute werden zu Narkosezwecken sogenannte Flurane verwendet. Dabei handelt es sich um Kohenwasserstoffe mit einer Ether- brücke (C-O-C) und mehreren Halogenatomen (meist Fluor). Info: Anästhesie-Geschichte Die weitaus meisten Halogenkohlenwasserstoffe dienen als Ausgangsstoffe für weitere Chemikalien . Das liegt daran, dass die Halogenatome sehr reaktiv sind und leicht gegen andere, gewünschte funktionelle Gruppen ausgetauscht werden können. Probleme: Viele Halogenkohlenwasserstoffe sind giftig , darauf beruht ja zB ihre Wirkung gegen Insekten oder Nagetiere. Weiters stehen viele im Verdacht, krebserzeugend zu sein (Band II, Seite 158). Wieder andere sind zwar ungiftig, verursachen aber weitrei- chende Umweltprobleme . FCKWs und CKWs bauen die schützende Ozonschicht um unseren Planeten ab. FCKWs und FKWs sind außerdem mit Schuld am vom Menschen verursachten Treibhauseffekt, also der globalen Erwärmung. Durch ihre lipophilen Eingenschaften und den Umstand, dass sie fast nicht biologisch abbaubar sind, reichern sich Halogenkohlenwasserstoffe in der Nahrungskette an. So können sie noch Jahrzehnte nach ihrer Ausbringung Schaden an Umwelt und Mensch verursachen. Viele der früher üblichen Anwendungen (Treibgas in Spray- dosen, Insektizide, Feuerlöschmittel, Kältemittel in Kühl- schränken) sind heute stark eingeschränkt oder verboten. Als Zwischenprodukte bei der Herstellung von Industrie- chemikalien sind Halogenkohlenwasserstoffe jedoch immer noch von Bedeutung. Tab. 12.2, Seite 128, gibt einen Überblick über Verwendungs- gebiete und Problematik der Halogenkohlenwasserstoffe. Anästhesie-Geschichte Jahrhunderte lang waren Operationen mit unglaublichen Schmerzen verbunden. Patienten wurden mit Fesseln fixiert, eventuell wurden Pflanzenextrakte zur Linderung verab- reicht. Im 18. Jahrhundert gelang J OSEPH P RIESTELY die Herstellung von Lachgas (Distickstoffmonoxid N 2 O). Der amerikanische Zahnarzt H ORACE W ELLS erkannte die schmerzlindernde, narkotisierende Wirkung dieses Gases. Er experimentierte auch mit Ether (Diethylether CH 3 -CH 2 -O-CH 2 -CH 3 ), hielt ihn aber wegen seiner Nebenwirkungen für Narkosezwecke ungeeignet. Nach mehreren Vorversuchen wollte er 1845 eine öffentliche schmerz- freie Zahnextraktion mit Lachgas durchführen. Der Versuch misslang allerdings aufgrund der falschen Dosierung bei einem übergewichti- gen Alkoholiker. Daraufhin war Wells Ruf ruiniert und er beging Selbstmord. Trotzdem kann man ihn als Pionier der Anästhesie bezeichnen. In den Folgejahren wurde Ether, teilweise auch Chloroform verwendet. Heute verwendet man zur Inhalationsanästhesie Flurane . Flurane sind mehrfach halogenierte Kohlenwasserstoffe, die eine Ethergruppe in sich tragen. Meist wird Desfluran oder Sevofluran verwendet. i Abb. 12.36: Horace Wells Abb. 12.37: Desfluran und Sevofluran Halogenkohlenwasserstoffe Schreibe die Strukturformeln folgender Stoffe an: 2-Chlor-Propan; 1,1,1, Trifluor, 2-Dichlor-Ethan L Erläutere den Aufbau, Verwendung und Problematik der FCKWs. L 12.4 F24 A2 F25 A1 Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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