Big Bang HTL 3, Schulbuch

Organische Technologie und Ökologie (III. Jg., 6. Sem.) 109 Fossile Rohstoffe 11 11.4 Die Dunkle Seite des Öls Probleme in der Öl-Nutzung Bis jetzt wurden die Vorzüge von Erdöl und die Vielfalt der Produkte betrachtet. Aber die Suche, Förderung, der Trans- port und die Verwendung von Erdöl birgt auch eine Menge Nachteile und Risiken. Die Suche nach dem Öl: Weltweit gibt es etwa 70 000 produzierende Ölfelder, diese werden in etwa 60 Jahren aufgebraucht sein. Deshalb be- gibt sich die Ölindustrie immer mehr auf die Suche nach neuen Lagerstätten. Diese unkonventionellen Lagerstätten sind meist nur mit hohem technischen Aufwand und teilweise katastrophalen Folgen für die Umwelt erschließbar. Zu diesen unkonventionellen Lagerstätten zählen z.B. Lager- stätten in der Tiefsee oder der Arktis sowie auch Funde von Ölsanden (Teersande) in Kanada oder Ölschiefervorkommen in den USA, Brasilien und China. Zulassung oder Verbot der Erschließung solcher Lagerstätten sind zunehmend Gegen- stand von internationalen Verhandlungen. Die Förderung und der Transport: Nach der erfolgreichen Gewinnung des Öls muss es an seine Bestimmungsorte transportiert werden. Dabei ist es wichtig, das Öl nicht in die Umwelt gelangen zu lassen, um lang an- dauernde Schäden ( Ölpest ) zu verhindern. Pipelines müssen gesichert werden, sowohl gegen Leckagen als auch zuneh- mend gegen Sabotageakte. Immer wieder ereignen sich Unfälle mit Öltankern, die grö- ßere Mengen an Erdöl ins Meer freisetzen. Exxon Valdez, Prestige, Jessica und Erika sind Namen von Öltankern, die durch Unfälle traurige Berühmtheit erlangten. ( F17 ) Aus- tretendes Öl schwimmt durch seine geringere Dichte an der Oberfläche und bildet einen Ölteppich . Das schwimmende Öl dämpft den Seegang, und diese ruhigeren Flächen ziehen Seevögel an, die diese Areale als scheinbaren Ruheplatz be- trachten. Das Öl verklebt ihr Gefieder und zerstört die Schwimmfähigkeit und Wärmeisolation der Vögel. Außer- dem nehmen die Tiere das Öl beim Putzen des Gefieders auf, was zu einem Massensterben an Seevögeln führt. Auch an den Küsten setzt sich das Öl ab, und durch die geschlos- sene Schicht ersticken sämtliche Bodenlebewesen im be- troffenen Lebensraum. Exxon Valdez, Deepwater Horizon, Prestige, Jessica oder Erika. Mit all diesen Namen sind große Umwelt- schäden verbunden. Kennst du einige davon? Kennst du Hintergründe? Der Name Brent Spar (eine Bohrinsel) dagegen ist eng verbunden mit einem der medienwirksamsten Erfolge einer Umweltschutzorganisation. Welcher? Was wurde erreicht? F17 F18 Trotzdem ist der Öleintrag durch Tankerunfälle nur ein ge- ringer Teil des Gesamteintrags an Öl ins Meer. Der größte Teil gelangt nach wie vor von Land aus ins Meer, z.B. über Flüsse . Auch im normalen Schiffsbetrieb wird legal und ille- gal immer wieder Öl ins Meer eingeleitet. Abb. 11.23: Quellen der Ölverschmutzung der Meere Offshore-Bohrungen beinhalten das Risiko eines Blowouts , so nennt man das unkontrollierte Austreten von Bohrspü- lung, Erdöl und Erdgas aus einem Bohrloch. Oft entzündet sich das enthaltene Erdöl-Erdgas-Gemisch dabei. Solch ein Blowout führte 2010 zum Brand und Untergang der Bohr- plattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko. Es dauerte vom 10. April 2010 bis zum 16. Juli, bis das Bohrloch verschlossen werden konnte. 11 Arbeiter kamen ums Leben. Der Ölaustritt führte zu einer großen Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko und kostete die Betreiberkonzerne BP und Transocean Ltd. mehrere Milliarden Dollar Schadenersatz- zahlungen. Bohrplattformen fügen in ihrem normalen Betrieb dem Meer schon erheblichen Schaden zu, denn mit Öl verunrei- nigtes Prozesswasser gelangt im Tonnenmaßstab ins Meer. Die Probleme mit diesen Plattformen werden sich in den nächsten Jahren noch zuspitzen, denn viele davon sind ver- altet und es stellt sich die Frage der Entsorgung. Für Ölkon- zerne ist es unglaublich teuer, diese Plattformen aus tau- senden Tonnen Stahl, Beton und Ölschlamm fachgerecht zu entsorgen. Viel preiswerter ist es, sie einfach im Meer zu versenken . Das Hauptargument der Ölkonzerne ist, dass eine einzelne Plattform nur einen äußerst geringen Teil der Meereskontamination mit Öl ausmachen würde. Die Um- weltschutzorganisation Greenpeace hat mit einer spektaku- lären Besetzungsaktion der Bohrplattform „Brent Spar“ erreicht, dass in der Nordsee Ölplattformen fachgerecht an Land entsorgt werden müssen. Aber ganz so einfach läuft die Sache dann doch nicht, siehe Infobox, S. 110. Info: Greenpeace und die Brent Spar Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=