Big Bang HTL 3, Schulbuch

Organische Technologie und Ökologie (III. Jg., 6. Sem.) 107 Fossile Rohstoffe 11 11.3.5 Petrochemie Neben der Treibstoffproduktion dient eine Raffinerie auch der Herstellung von wichtigen chemischen Grundprodukten. Ethen : (Ethylen, Äthylen) C 2 H 4 Ethen ist einer der wichtigsten Stoffe der chemischen Industrie. Es ist Ausgangsmaterial für Synthesen aller Art. Abbildung 11.19. gibt einen Einblick, welche Produkte aus Ethen hergestellt werden können. Abb. 11.19: Ethen und seine Weiterverarbeitung Propen : (Propylen) C 3 H 6 Rohstoff für Polypropen-Kunststoff, wird außerdem ge- braucht zur Herstellung von Lacken, Klebstoffen, Polyuretha- nen und Polyesterharzen. Weiters zur Produktion diverser Lösungsmittel. Bitumen : aus dem Rückstand der Vakuum-Destillation, Ver- wendung als Dichtungsmaterial zum Schutz von Gebäude- teilen vor Wasser, mit Kies vermischt entsteht Asphalt für den Straßenbau. Schmieröle : Dienen als Motoren- und Getriebeöle zur Ver- ringerung von Reibung, Geräuschen und Erhitzung. Aus den Schmierölen kann man wiederum reines Paraffin gewinnen, das für Kerzen und Kosmetikprodukte verwendet wird. Info: Erdölprodukte im Alltag Ethen und Propen werden vor allem durch Steamcracken hergestellt. Als Ausgangsstoffe dienen hier Primärbenzin, abgetrennte schwerere Fraktionen aus Erdgas (Propan, Butan), aber auch Gasöl. Bei erhöhtem Druck von etwa 12 bar und Temperaturen knapp unter 600 °C wird das Gemisch mit Wasserdampf („ Steam “) vermengt. In der eigentlichen Reaktionszone herr- schen 800–850 °C. Dort cracken die Verbindungen zu Ethen, Propen, Butadienen und Aromaten. Als Nebenprodukte ent- steht unter anderem Pyrolysebenzin, das als Benzin weiter- verarbeitet werden kann. Die Trennung der einzelnen Be- standteile erfolgt wiederum über eine Rektifikation. Erdöl-Produkte im Alltag – Paraffine in Cremes und Kerzen Direkt aus Erdöl gewonnene Stoffe sind die sogenannten Paraffine. Als „Paraffinum liquidum“, „Vaseline“ oder „Cera microcristallina“ findet man diese zähflüssigen bis festen Gemische aus Alkanen mit Kettenlängen von etwa 14–30 C-Atomen als Grundlage (Trägerstoff) in Kosmetikprodukten und medizinischen Salben. In den letzten Jahren wurden Paraffine von vielen „Naturkosmetik“-Anhängern als schäd- lich angeprangert. Ist das gerechtfertigt? Paraffine, die auf die Haut aufgetragen werden, bleiben an der Hautoberfläche liegen und bilden eine undurchlässige Schicht . Das kann dann sinnvoll sein, wenn die Haut durch Schädigungen ungeschützt gegen das Eindringen von Krankheitserregern ist. Auch wenn Paraffine nur als Träger- substanz für Wirkstoffe genutzt werden, z. B. bei Erkältungs- Balsamen, ist diese Eigenschaft gewünscht. Paraffine gehö- ren zu den am wenigsten allergieauslösenden Stoffen und gelten in diesem Bereich als sehr sicher. Außerdem sind sie ungiftig und lange haltbar, da sie nicht ranzig werden. Die Anwendung solcher Paraffine sollte aber einerseits in Kombination mit anderen Wirkstoffen erfolgen, z. B. Pflanzenölen. Andererseits sollte die Anwendungsdauer begrenzt sein. Denn durch die Barrierebildung auf der Haut wird der Feuchtigkeitsaustausch verhindert (schwitzen) und auch der Austritt von Talg. Dadurch verstopfen die Talgporen und Pickelbildung ist die Folge. Als Faustregel gilt: Hautpflegeprodukte mit einem Paraffi- nanteil von 40% und höher sollten nur fachkundig und maximal 1–2 Wochen angewendet werden. Hautpflegeprodukte zur Behandlung trockener Haut für den normalen Hausgebrauch können sehr wohl Paraffine ent- halten, ihr Anteil sollte aber geringer sein als der Anteil an natürlichen fetten Ölen, wie z. B. Avocadoöl, Mandelöl oder Nachtkerzenöl. Alle natürlichen fetten Öle haben auch den Vorteil, dass sie biologisch abbaubar sind, im Gegensatz zu den Paraffinen, die sich im Abwasser ansammeln. Paraffingemische mit höheren Ket- tenlängen werden zu Kerzen (Paraf- finkerzen) verarbeitet. Paraffine sind billig und werden im Gegen- satz zu natürlichen Grundstoffen wie z. B. Pflanzenfetten nicht ranzig, halten also länger. i Abb. 11.20: Paraffine als Bestandteile von Pflegeprodukten Abb. 11.21: Paraffinkerzen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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