Big Bang HTL 3, Schulbuch

102 Organische Technologie und Ökologie (III. Jg., 6. Sem.) Ist man in einer ölführenden Schicht angelangt, so wird ein Steigrohr installiert. In diesem steigt das Öl anfangs durch den in der Lagerstätte vorhandenen Druck von selbst nach oben. Wenn der Druck weniger wird, kommen Gestänge- Tiefenpumpen zum Einsatz. Oberirdisch erkennt man von diesen Tiefenpumpen nur den „nickenden Pferdekopf“. (Abb. 11.5, F8 ) Sie pumpen das Öl aktiv nach oben. Lässt der Druck weiter nach, so wird durch spezielle Einpress-Son- den Wasser in die Lagerstätte eingepumpt. Dadurch steigt der Druck in der Lagerstätte wieder und es wird ein Gemisch aus Wasser, Gas und Öl ins Steigrohr gedrückt. Mit der Zeit fördert man so immer weniger Öl und immer mehr Wasser. Doch selbst Gemische mit über 90% Wasseranteil können noch rentabel sein, wenn dazu nicht neu gebohrt werden muss. Im Matzner Ölfeld im niederösterreichischen Wein- viertel fördert die OMV derzeit Öl-Wasser-Gemische mit ei- nem Wasseranteil von bis zu 93%. Trotz aller „Tricks“ kann ein Ölfeld nicht komplett leer ge- pumpt werden. Vor allem die zähflüssigen Anteile bleiben großteils in der Lagerstätte zurück. Man rechnet mit „Entölungsgraden“ von 50% bis maximal 70%. In Österreich gibt es zwei wirtschaftlich bedeutende Erdöl- Gebiete: Im Untergrund des Wiener Beckens (östliches Niederösterreich) und in der Molassezone (nördlich der Alpen von Salzburg über Oberösterreich bis ins nördliche Niederösterreich). Abb. 11.9: Erdöl und Erdgas Lagerstätten in Österreich Zwei Firmen erschließen diese Lagerstätten: die RAG (Rohöl-Aufsuchungs-Aktiengesellschaft) und die OMV (Öster- reichische Mineralölverwaltung-Aktiengesellschaft). Deren gesamte jährliche Fördermenge beträgt rund 1 Mio. t Rohöl, das entspricht knapp 10% des österreichischen Bedarfs an Rohöl, der Rest muss importiert werden. ( F9 , F10 ) Österreich importiert Rohöl aus vielen verschiedenen Län- dern wie z. B. Kasachstan, Libyen, Nigeria, Russland und Aserbaidschan. Die Anteile der jeweiligen Länder ändern sich jährlich, je nach Preisangebot. Abb. 11.10 gibt eine Über- sicht über die Erdöl-Herkunftsländer Österreichs, Stand 2014. Das Öl gelangt vom Hafen Triest über die Adria-Wien-Pipe- line AWP direkt nach Schwechat. Dort steht die einzige, von der OMV betriebene Raffinerie Österreichs. Abb. 11.10: Erdöl-Herkunftsländer 2014 Seinen Erdgas-Bedarf kann Österreich selbst zu etwa 15% decken. Der Rest wird importiert, hauptsächlich aus Russ- land (über 80%, Stand 2013). Zusammenfassung Die Erdölsuche erfolgt mittels 3D Seismik. Künstliche Erdbe- benwellen werden an unterschiedlichen Gesteinsschichten unterschiedlich reflektiert, daraus können Geologen schlie- ßen, wo sich Erdöl gesammelt haben könnte. Zur Gewinnung des Öls bohrt sich ein rotierender Bohr- meißel durchs Gestein (Rotary-Verfahren). Anfangs gelangt das Öl durch den in der Lagerstätte vorhandenen Druck von selbst nach oben, später benutzt man Gestänge-Tiefenpum- pen zur Förderung. Einpressen von Wasser in die Lagerstätte trägt noch einmal zur besseren Ausbeutung bei. Trotzdem können maximal 50–70% einer Lagerstätte genutzt werden. 11.3 Destillieren und Veredeln In der Raffinerie In diesem Kapitel geht es darum, wie man aus dem Erdöl die gewünschten Produkte erhält. Viele Produkte sind schon „fix und fertig“ im Erdöl vorhanden, anderes muss man noch „veredeln“. Z Seismik und Bohrtechnik Erläutere die Vorgänge des Suchens und Förderns von Erdöl. Gehe dabei auf die seismischen Methoden und das Rotary-Bohrverfahren ein. L 11.2 F11 A1 In der Raffinerie in Schwechat arbeiten rund 1000 Mitarbeiter, die gesamte Anlage ist 1,42 km 2 groß. (Zum Vergleich: Das gesamte Fürstentum Monaco ist 2 km 2 groß). Welche Produkte werden in einer so riesigen Industrieanlage hergestellt? F12 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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