Big Bang HTL 2, Schulbuch

Bereich Grundlagen der Chemie (II. Jahrgang, 3. Semester) 113 Anorganische Stoffe in Alltag und Technik 8 8.5.1 Gips Der Rohstoff für das Bindemittel Gips ist Gipsstein (CaSO 4 .2H 2 O). Er entstand durch Auskristallisation von Meerwasser oder Verwitterung sulfidischer Erze. In Österreich gibt es mehrere Gipslagerstätten (Abb. 8.30). Die Wassermoleküle im Gips sind im Salzgitter gebunden und beeinflussen so die Eigenschaften des Salzes ( Versuch 54). Im Falle von Gips ändert sich durch die Entfernung des Kristallwassers die Wasserlöslichkeit. Sie steigt dadurch deutlich an. Je nach gewünschter Art des Gipses wird dieser bei verschie- denen Temperaturen gebrannt und dadurch das Kristall- wasser teilweise oder vollständig entfernt . Je höher die Brenntemperatur bei der Herstellung ist, desto langsamer erhärtet er beim Anmachen mit Wasser und desto größer ist seine Härte und Festigkeit. Die Wiederaufnahme von Wasser in den Gips ist ein exothermer Prozess. Der Gips will das Wasser wieder aufnehmen, verliert dabei seine Löslich- keit und bildet Kristallnadeln. Gips wird im Baubereich, vor allem in Innenräumen , viel- fältig eingesetzt, von Gipskartonplatten für leichte Zwischenwände über Innenverputze bis zur Stuckatur. Abb. 8.30: Gipskristalle V 8.2 Eigenschaften von Gips Geräte und Chemikalien: Gips aus dem Baumarkt, Becherglas, Glasstab, Wasser, Thermometer, pH-Papier Durchführung: Rühre den Gips vorsichtig mit soviel Wasser an, dass ein feuchter Brei entsteht, der sich formen lässt aber nicht fließt. Bestimme den pH-Wert des Breis mit dem pH-Papier, miss die Temperatur über 1–2 Minuten während dem Anrühren. Im Anschluss kannst du aus der Gipsmasse etwas model- lieren oder einen Abdruck (z.B. von Blättern, Münzen oder sogar von deiner Hand herstellen. Aufgaben: –– Bestimme den pH-Wert des Gipses, die Temperaturverände- rung während dem Anrühren und die Zeit bis zur Erhärtung des Gipses. Entsorgung: Restmüll e Abb. 8.31: Anrühren von Gips Abb. 8.32: Gipskreislauf Besondere Eigenschaften des Gipses: –– Zuschlagfrei! – Gips ver- ändert beim Erhärten sein Volumen kaum und kann (muss aber nicht) ohne Zuschlagstoffe (also z. B. Sand) verwendet werden. Abb. 8.33: Stuckatur –– Schnell! – Gips erhärtet rascher als andere mineralische Bindemittel und ist je nach Gipsart nach 20–60min hart. –– Brandschutz! – Gips wirkt brandhemmend. Er gibt bei großer Hitze sein Kris- tallwasser wieder ab und es entsteht eine kühlende Wasserdampfschicht. Abb. 8.34: Brandverhalten Gips –– Achtung mit Zement! – Gips kann mit Kalk, aber niemals mit Zement gemischt werden. Beton muss völlig erhärtet sein, bevor Gipsmörtel aufgetragen wird. Sonst kommt es zur Bildung großer Kristalle und Zersprengen des Mate- rials. –– Korrosion! – Gips beschleunigt die Korrosion von Stahl. Metallteile in Kontakt mit Gips müssen deshalb einen Überzug aufweisen oder aus Aluminium sein. –– Feuchtigkeitsregulierend! – Gips kann Wasser aufneh- men und abgeben. Unter Wasser ist er allerdings nicht einsetzbar, da er etwas wasserlöslich ist und die Struktur durch zu viel Wasser auf die Dauer zerstört wird. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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