Spielpläne Unterstufe 2, Schulbuch (3. und 4. Klasse)

150 l Igor Strawinsky: Le Sacre du Printemps 1 Macht euch die Einzelheiten der Schilderung Cocteaus klar: • Arbeitet Cocteaus Angaben über das Pub- likum heraus. Wie ist das Publikum geklei- det? • In welche zwei Gruppen teilt Cocteau das Publikum ein und worin unterscheiden sich diese beiden Gruppen? • Beschreibt, wie sich das Publikum nach dieser Schilderung verhält. 2 Überlegt, wie Musik klingen könnte, die sol- che Reaktionen beim Publikum hervorruft. Der Titel „Le Sacre du Printemps“ wird normaler­ weise mit „Frühlingsweihe“ übersetzt. Eine Jungfrau wird dem Frühlingsgott als Opfer dargebracht, um ihn gnädig zu stimmen. Ihr lernt hier zwei aufein- anderfolgende Stücke kennen, die gleich zu Beginn des Balletts gespielt werden. Vorboten des Frühlings – Tänze der jungen Mädchen ist ein Tanz in der Er­ wartung des Frühlings. Daran schließt sich unmittel- bar das Spiel der Entführung an, wo die Entführung der Mädchen dargestellt wird. Le Sacre du Printemps – ein Skandal Stellt euch vor, ihr besucht ein klassisches Konzert. Ihr sitzt in einem Konzertsaal, das Publikum hat sich fein gemacht – die Damen in Abendgarderobe, die Herren im Anzug. Das Orchester tritt auf, stimmt die Instrumente. Der Dirigent oder die Dirigentin kommt, verbeugt sich – Applaus, dann tritt Ruhe ein. Die Musik beginnt. Das Publikum hört konzentriert zu. Wie es aber auch anders kommen kann, hat der Komponist Igor Strawinsky (1882–1971) bei der Ur- aufführung seines Balletts „Le Sacre du Printemps“, die am 29. Mai 1913 in Paris stattfand, erfahren müssen. Der französische Schriftsteller Jean Cocteau (1889–1963) erinnert sich an diese Aufführung: „[Der Saal] ist zum Bersten voll. Für ein geübtes Auge gibt es da alles, was zu einem Skandal nötig ist: ein mondänes Publikum, dekolletiert, übersät mit Perlen, mit Kopfschmuck und Straußenfedern, neben den Fräcken und dem Tüll die Jacken, die Stirnbänder, die auffälligen Lumpen jeder Rasse von Ästheten, die das Neue auf jeden Fall bejubelt aus Hass gegen die Leute in den Logen (die inkompe- tenten Akklamationen jener Leute sind unerträglicher als das Pfeifen der anderen). … Das Publikum empörte sich sofort. Man lachte, spuckte, pfiff, ahmte Tierlaute nach, und vielleicht hätte man es schon nach einiger Zeit aufgegeben, wenn nicht die Menge der Ästheten und einige Musiker in ihrem Übereifer das Publikum in den Logen beschimpft und sogar geschubst hätte. Der Lärm degenerierte zum Handgemenge. Stehend in ihrer Loge, mit verrutschtem Diadem, schwang die alte Gräfin de Pourtalès ihren Fächer und schrie, ganz rot im Gesicht: ‚Das ist das erste Mal seit sechzig Jahren, dass man wagt, sich über mich lustig zu machen.“ Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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