Spielpläne Unterstufe 2, Schulbuch (3. und 4. Klasse)

126 l Mittelalter Das Mittelalter beginnt um das Jahr 500. Es umfasst einen Zeitraum von ungefähr 1000 Jahren. Nach einem längeren Übergang im 15. Jahrhundert ist ab dem Jahr 1500 die Epoche der Renaissance auf ihrem Höhepunkt. Etwa 250 Jahre liegen zwischen den folgenden beiden Texten. In dieser Zeit hat sich viel verändert. Mittelalter „Wer gibt meinen Augen den Tränenquell, dass ich beweine den bejam- mernswerten Eintritt in das menschliche Dasein… Aus Erde geschaffen, in Schuld empfangen, zur Strafe geboren, tut der Mensch Böses, was er nicht soll, Verwerfliches, was sich nicht ziemt, Nutzloses, was sich nicht lohnt, wird er Nahrung für das Feuer, Köder für den Wurm, ein Haufen Dreck. … Geschaffen ist der Mensch aus Staub, aus Lehm, aus Asche. … Empfangen ist er … im Sumpf der Sünde. Geboren ist er für die Qual, für die Furcht, für den Schmerz, und was noch elender ist: für den Tod.“ Innozenz III. (Papst 1198–1216) „Über das Elend des menschlichen Daseins“ Renaissance „Aber als … [Gott sein] Werk [die Erschaffung der Welt] vollendet hatte, da wünschte [er] …, es möge jemand da sein, der die Vernunft eines so hohen Werkes nachdenklich erwäge, seine Schönheit liebe, seine Größe bewundere. Deswegen dachte er … an die Schöpfung des Menschen.“ Pico della Mirandola (1463–1494) „Rede über die Würde des Menschen“ 1 Nennt Begriffe, mit denen Innozenz III. die Menschen charakterisiert. 2 Wie bewertet Innozenz III. das irdische Leben? 3 Welche Aufgabe wird dem Menschen in Picos Schilderung der Schöpfungsgeschichte zuge- schrieben? 4 Erläutert, wie die Erschaffung des Menschen begründet und das irdische Leben bewertet wird. 5 Vergleicht Picos Auffassung mit der von Papst Innozenz III. 6 Hört Perotins Musik und schaut euch Bilder von Notre-Dame im Internet an. Warum glaubten die Menschen im Mittelalter, in dieser Kirche schon fast im Paradies zu sein? 105 Im Mittelalter war das Leben vieler Menschen in Europa von Not und Elend geprägt. Krankheiten und Hungersnöten waren sie hilflos ausgeliefert. Not, so dachte man, sei unabwendbarer Bestandteil des menschlichen Lebens, weil der Mensch durch die Erbsünde, den Sündenfall im Paradies, belastet sei. Daher wurde das irdische Leben häufig verachtet und als Durchgangsstadium zum Jenseits – zum Paradies oder zur Hölle – gesehen. Diese Haltung, die Ausrichtung des Lebens auf das Jenseits hin, finden wir auch in den christlichen Gottesdiensten im Mittelalter wieder – und sogar in den großartigen, aufstrebenden Kirchenbauten. Perotin (ca.1165–1220) war Musiker an der neu erbauten Kathedrale Notre-Dame in Paris. Für die Menschen damals – wie für uns heute – war dieses Bauwerk ein Wunder. Gewaltige Höhe, vielfarbige Fenster und eine lang nachklingende Akustik gaben den Menschen den Raum, weltvergessen zu medi- tieren. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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