Starke Seiten Deutsch 4, Arbeitsheft

Neue Wege | Lesen Texte verstehen: Eine Entscheidung fürs Leben? Soll ich eine weiterführende Schule besuchen? Oder absolviere ich eine Lehre und steige damit ins Berufsleben ein? Dies ist keine leichte Ent- scheidung. Elena hat ihre Wahl getroffen, ihr älterer Bruder Franz unter- stützt sie dabei, allerdings muss sie noch ihre Eltern davon überzeugen. 1. Lies folgende Geschichte. „Ende der Woche geht die Frist für die Einschreibung zu Ende.“ „Für welche Einschreibung?“, fragte die Mutter. „Für die Einschreibung in die HTL“, sagte Franz. „Elena möchte ab Herbst die HTL besuchen. Sie hat es euch noch nicht gesagt. Aber nun ist es höchste Zeit, dass ihr es endlich erfahrt.“ „HTL? Einschreibung?“, die Mutter schüttelte den Kopf. „Was sind denn das für Ideen? Das sind mir Neuigkeiten! Davon höre ich zum ersten Mal! Wir haben doch schon längst beschlossen, dass Elena nach dem Poly daheimbleibt, um mir zu helfen, wenn sie doch dann die Pension übernimmt. Elena, du warst doch einverstanden! Was ist denn jetzt auf einmal los?“ „Und überhaupt! Denk einmal selbst! Die HTL dauert fünf Jahre! Fünf Jahre!“ „Und das, nachdem du praktisch ein Jahr mit dieser Polytechnischen versäumt hast.“ „Hirnrissig ist das. Einfach hirnrissig!“ „Und wir, wir rackern uns ab, Vater und ich, wir arbeiten und sparen, damit du dich nur ins gemachte Netz setzen brauchst. Aber warum, Elena? Warum willst du mir nichts, dir nichts, alle ausgemachten Pläne über den Haufen werfen? Ich komm’ da einfach nicht mit!“ „Ja, vielleicht, ich weiß nicht, aber Mathe habe ich immer gern gehabt. Schon in der Volksschule habe ich gespürt, dieses Gefühl, ja, wirklich das Gefühl, durch Zahlen lebendig zu sein. Durch den Umgang mit Zahlen mich lebendiger zu fühlen. Vielleicht wäre ich deshalb schon gerne weiter auf eine richtige Schule gegangen. Nur weil ich, also, dass auch ich, als Mädchen sozusagen, weil ich ja wirklich die Pension …“ Elena brach ihr Gestammel ab. Plötzlich fühlte sie sich hil os. So oft hatte sie sich in den letzten Tagen zurechtgelegt, wie sie den Eltern ihr neues Vorhaben darlegen würde, wie sie es bewerkstelligen wollte, der Mutter trotzdem weiter zu helfen, wenigstens ein bisschen. Nun war es soweit, und sie brachte nichts zustande, als dumm herumzustottern und alles zu verderben! Der Vater fasst sich als Erster. Dann sagte er: „Fantasie! Gedankenspielereien! Aber es gibt viele triftige Gründe dafür, dass Elena diese Schule nicht besucht und stattdessen in den Betrieb einsteigt. Jeder von uns kennt die Gründe. Wir haben bereits hundertmal darüber gesprochen. Die Mutter ist nicht gesund, sie braucht Hilfe, und Elena wird einmal die Pension übernehmen. Diese HTL, das ist einfach unnötiger Luxus. Dazu kommt, dass wir es uns einfach nicht leisten können, noch ein Kind studieren zu lassen. Wenn sie den Betrieb übernimmt, dann hat sie eine gesicherte Existenz.“ Elena hatte sich wieder zum Tisch gesetzt. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Nein, sie hat nichts gesagt. Sie hatte überhaupt wenig zum Thema 1 5 10 15 20 25 30 35 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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