Starke Seiten Deutsch 4, Schulbuch

Persönliche Schicksale Texte verstehen: Vor und hinter dem Zaun Bruno, ein neunjähriger Junge, lebt 1941 mit seinen Eltern und seiner Schwester Gretel, die drei Jahre älter als er ist, in Berlin, als er erfährt, dass sie umziehen müssen. Das neue Haus in „Aus-Wisch“ (= Brunos Bezeichnung für Auschwitz) gefällt ihm überhaupt nicht, denn es steht ganz einsam auf einem leeren Gelände. Er vermisst vor allem seine Freunde, mit denen er für die Ferien schon viele Pläne geschmiedet hat. Eines Tages entdeckt er hinter dem riesigen Drahtzaun, auf dem ganz oben noch gewaltige, in Spiralen aufgerollte Stacheldrahtballen sind, Menschen und zeigt sie seiner Schwester. Hinter dem Zaun wuchs kein Gras mehr, auch in der Ferne war nirgends Grün zu sehen. Vielmehr bestand der Boden aus einer sandähnlichen Substanz, und so weit sie sah, waren da nur niedrige Baracken, um die herum quadratische Gebäude standen und ein oder zwei Schornsteine in der Ferne. Wohin sie auch blickten, entdeckten sie Menschen – große, kleine, alte, junge, und alle liefen umher. Einige standen in Gruppen da, ihre Arme hingen herab, und sie bemühten sich, den Kopf gerade zu halten, während ein Soldat vor ihnen entlangmarschierte und den Mund aufriss und schloss, als würde er sie anbrüllen. Andere bildeten eine Art Sträflingskolonne und schoben Schubkarren von einer Seite des Lagers zur anderen. Einige standen in kleinen stummen Gruppen bei den Baracken und starrten auf den Boden, als handle es sich um ein Spiel, bei dem sie nicht entdeckt werden wollten. Manche gingen an Krücken, und viele hatten einen Verband um den Kopf. Wieder andere trugen Spaten und wurden von Soldaten zu einer Stelle geführt, wo man sie nicht sehen konnte. „Sieh mal, da drüben“, sagte Bruno, und Gretel folgte der Richtung, in die sein Finger zeigte. Sie sah, wie eine dicht zusammengedrängte Gruppe von Kindern in einiger Entfernung aus einer Baracke trat und von mehreren Soldaten angebrüllt wurde. Je lauter sie angebrüllt wurden, umso dichter drängten sie sich aneinander, aber dann stürmte ein Soldat auf sie zu, und sie trennten sich und taten offenbar das, was er die ganze Zeit von ihnen gewollt hatte, nämlich sich in einer Reihe aufstellen. Kaum standen sie da, fingen die Soldaten zu lachen an und klatschten ihnen Beifall. „Vermutlich üben sie irgendetwas“, überlegt Gretel laut und igno­ rierte die Tatsache, dass einige der Kinder offenbar weinten, darunter auch einige der älteren, die so groß waren wie sie. Sie alle trugen die gleiche Kleidung: einen grau gestreiften Pyjama und auf dem Kopf eine grau gestreifte Kappe. John Boyne 6. Lies den Text oben und vervollständige dann folgende Sätze. Bruno und Gretel erkennen zwei Gruppen von Menschen, nämlich . Einige Gefangenen bilden eine Kolonne und schieben , andere tragen . Die Kinder müssen sich . Sie sind bekleidet mit . Gretel übersieht offensichtlich, dass . John Boyne , 1971 in Dublin geboren, schreibt Kurzgeschichten und Romane für Erwachsene. Das Buch Der Junge im gestreiften Pyjama ist sein fünfter Roman, es ist bereits in 25 Sprachen übersetzt worden. Tipp: In Auschwitz (Polen) befand sich von 1940 bis 1945 ein Konzentrations- und Vernichtungslager, in dem über eine Million Menschen ermordet wurden. 1 5 10 15 20 25 Tipp: Eine Baracke ist ein einfach gebautes, nicht unterkellertes Gebäude. 90 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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