Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

97 Erfahrung und Wissen, teils auf Deutungsmustern, die durch soziale Prozesse angeeig- net werden, teils auf Emotionen, persönliche Stimmungen und Neigungen. Sie haben viel mit Emotionen oder stärkeren Gefühlsregungen, Affekten, zu tun. Eine Unterschei- dung zwischen Meinungen und Einstellungen kann man dahingehend treffen, dass Meinungen eher als Einstellungen von persönlichen Haltungen, Wissen und Erfahrun- gen getragen sind. Einstellungen, die sehr bestimmt und nur schwer zu erschüttern sind, können als Überzeugungen bezeichnet werden. Fast selbstverständlich sind soziale Gruppen durch Normen bestimmt. Dabei handelt es sich um Regeln, die in einer solchen Gruppe allgemein anerkannt sind und als verbindlich für das Zusammenleben von Menschen gelten. Anders als Rechtsnormen, wie Gesetze oder Verordnungen, sind diese Normen aber nirgendwo nachzulesen. Soziale Normen sind irgendwie vorhanden, sie werden durch Übung weitergegeben und übernommen, auch modifiziert und selten radikal in Frage gestellt. Eher werden sie langsam und sehr vorsichtig geändert. So haben Familien, wenn Geburtstage gefeiert werden, bestimmte Rituale, die sie von anderen unterscheiden. In Vereinen gelten bestimmte Hierarchien und Grundhaltungen, die vielleicht auch im Vereinspro- gramm stehen, sich aber für die meisten Vereinsmitglieder von selbst verstehen. Wenn eine Gruppe sich Veganer in Aktion nennt, ist nicht anzunehmen, dass im Vereinslokal Schinkenbrötchen serviert werden. Wer dennoch welche verlangt, würde unangenehm auffallen – und dürfte sich nicht groß darüber wundern. Oft lassen sich soziale Normen auch überhaupt erst aus Verhaltensweisen erschlie- ßen. Sie haben die Funktion, das Zusammenleben zu regulieren. Die Folgen eines Verhaltens können von den Gruppenmitgliedern vorausgesehen werden. Sie haben eine mehr oder minder klare Vorstellung davon, welche Verhaltensweisen auf Aner- kennung stoßen, welche missbilligt werden und mit welchen Folgen in diesem Fall zu rechnen ist. Normen dieser Art beeinflussen die Einstellungen und Werthaltungen von Individuen sehr stark, vor allem wenn sie von Kindheit an eingeübt werden. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Überlegen Sie, wie wichtig es Ihnen ist, eigene Meinungen zu haben. Geben Sie Beispiele dafür! Bilden Sie Gruppen und erörtern Sie Beispiele für Ihnen bekannte soziale Normen! Diskutieren Sie auch darüber, wie Sie diese Normen einschätzen und mit ihnen umgehen! […] der Affektbegriff […] meistens impliziert er eine quantitative Theorie der Besetzungen, die allein in der Lage ist, die Autonomie des Affekts im Hinblick auf seine verschiedenen Äußerungsformen zu erklären. Jean Laplanche/JeanBertrand Pontalis: Das Vokabular der Psychoanalyse (18. Aufl. 2008), S. 37 f. Im Gegensatz zu Emotionen werden unter Affekten meist sehr starke Gefühlserregun- gen betrachtet, die mehr oder minder automatisch entstehen und weder reflektiert sind noch durch Überlegung gemildert werden können. Sie werden durch Abrufen von Erinnerungen aktiviert, weisen also eine kognitive Dimension auf. 1 r 2 t AusFüHrunG úú Kapitel 4.1 Soziale Phänomene Soziale Phänomene 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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