Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

90 ·· Ist das Verhalten spezifisch für eine bestimmte Situation? (Distinktheit) ·· Tritt das Verhalten wiederholt als Reaktion auf eine bestimmte Situation auf? (Konsistenz) ·· Lassen (fast) alle Menschen in einer bestimmten Situation das fragliche Verhalten erkennen? (Konsens) Die Antworten auf diese drei Fragen spielen eine wesentliche Rolle dabei, welche Erklärungen einem Verhalten zugeschrieben (attribuiert) werden. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Sehen Sie sich Lasse redn im Internet an und achten Sie darauf, welche Eigenschaften der neuen Nachbarin zugeschrieben werden! Was interessiert die Leute besonders und woher nehmen sie ihre Gewissheiten? Bilden Sie Gruppen und diskutieren Sie darüber! 1.2 Kommunikationsformen Wir beschäftigen uns also ständig mit anderen Menschen und versuchen die von ihnen ausgesandten Signale zu deuten. Insofern tauschen wir uns mit ihnen aus, wir kommunizieren miteinander. Das Wort kommt von dem lateinischen Verb communi- care und bedeutet „mitteilen“. Kommunikation entsteht demnach, wenn wir miteinan- der sprechen, aber keineswegs nur dann. Auch auf andere Weise senden wir Botschaf- ten aus, oft ganz unbewusst. Diese können von anderen erkannt werden oder auch nicht, sie können korrekt gedeutet oder gänzlich missverstanden werden. Die meisten von uns reagieren beinahe ständig auf andere und empfinden dabei etwas oder entwickeln Einschätzungen. Auch wenn wir versuchen, diese Emotionen oder Bewertungen für uns zu behalten, und sie nicht zur Sprache bringen, muss dies nicht bedeuten, dass sie dem Gegenüber verborgen bleiben. Die Körpersprache sagt geschulten oder sensiblen Beobachterinnen/Beobachtern eine ganze Menge, desglei- chen bestimmte, oft nur für einen kurzen Augenblick sichtbare Gesichtsausdrücke. Dabei kann es durchaus zu Widersprüchen zwischen dem, was jemand sagt, und dem, was er oder sie mimisch ausdrückt, kommen. Jemand kann das Wort „Ja“ aussprechen, dabei aber den Kopf schütteln und sich merklich unwohl fühlen. Zumindest auf unbewusster Ebene meint er/sie dann „Nein“. Nach allem, was wir über das Unbe­ wusste wissen, ist es in diesem Fall ziemlich wahrscheinlich, dass der/die Sprecher/in eine Zusage nicht einhalten wird. Kommunikation findet mithin auf unterschiedlichen Ebenen und auf ganz verschie- dene Arten statt, sprachliche Kommunikation ist nur eine davon. Sie zu interpretieren ist oft schwierig genug, nonverbale Ausdrücke zu deuten, erweist sich als noch um einiges anspruchsvoller. Was jemand wie aufnimmt, hängt immer von Vorannahmen, Kenntnissen, situativen Bedingungen und Interpretationsformen ab. Je flüchtiger der Ausdruck, den wir zu interpretieren versuchen, desto größer ist auch stets die Möglichkeit des Missverstehens. Deuten Sie die Angst im Gesicht eines Menschen als Aggression und fühlen sich selbst bedroht, so kann die Situation leicht eskalieren. Meint jemand Zustimmung zu erkennen, während sein Gegenüber nur nicht weiß, wie er/sie freundlich „Nein“ sagen soll, kann die Sache rasch sehr kompliziert werden. 2 GrundlaGen Mimik von lat. ars mimica , „Schauspiel(kunst)“; das Mienenspiel des Gesichts, in dem sich Empfindun­ gen ausdrücken úú Kapitel 4.1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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