Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
182 Diagnosen stehen am Beginn jeder medizinischen Behandlung. Klagt jemand über Bauchschmerzen, kann es schlimme Folgen haben, wenn einfach auf gut Glück irgendwelche Medikamente verabreicht werden, um zu sehen, ob sie vielleicht wirken. Zumindest eine vorläufige begründete Diagnose muss gestellt werden, ehe mit einer Behandlung begonnen werden kann. Oft ist das alles andere als einfach. Bei psychi- schen Problemen erweist es sich in aller Regel als noch schwieriger. Vieles hängt von Definitionen ab, die nicht immer passen, oft treten Probleme gebündelt auf, etwa eine Depression und eine Angststörung. Nicht selten werden im Laufe langer Therapiege- spräche noch weitere Leidenszustände deutlich, die sich bei näherer Betrachtung als zentral erweisen. Insofern kann es Sinn machen, wenn Therapeutinnen/Therapeuten sich im Rahmen einer Psychotherapie gemeinsam mit der/dem Patientin/Patienten erst einmal langsam an Probleme herantasten. Doch auch in diesem Fall muss am Beginn des Weges zumindest eine Vermutung darüber stehen, welche Probleme vorliegen könnten. Ansonsten besteht die große Gefahr, in eine gänzlich falsche Richtung zu gehen und Leidenszustände zu vergrößern, anstatt eine Linderung herbeizuführen. Zugleich darf nicht außer Acht gelassen werden, dass psychische und physische Leiden vielfach zusammenhängen. So können auch psychische Probleme zu körperlichen Beschwerden führen. In diesem Zusammenhang wird von psychosomati- schen Erkrankungen gesprochen. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Geben Sie Beispiele für psychosomatische Erkrankungen! Recherchieren Sie dazu auch im Internet! Diskutieren Sie gemeinsam die Frage, ob es möglich und sinnvoll ist, bei psychischen Krankheiten ähnliche Diagnosemodelle anzuwenden wie bei körperlichen Erkrankun gen! Begründen Sie Ihre Standpunkte! 4.3 Therapieformen Besteht psychischer Leidensdruck, kann jedenfalls einmal von der Sinnhaftigkeit einer Therapie ausgegangen werden. Über die Frage, welcher Art eine solche Therapie sein kann, gehen die Meinungen allerdings stark auseinander. Vielfach werden gegen psychische Leiden oder Störungen medikamentöse Maßnahmen angeboten und auch angenommen. Insbesondere bei Vorliegen von Depressionen oder Angstzuständen gelangen häufig Medikamente zum Einsatz. Ein anderer Ansatz liegt darin, dem Problem im Rahmen einer auf Gesprächen oder Übungen basierenden Psychotherapie zu begegnen. Diesbezüglich stehen mehrere Varianten zur Verfügung, das Spektrum reicht von der klassischen Psychoanalyse über zahlreiche andere Formen von Gesprächstherapien bis hin zu Verhaltenstherapien, in deren Rahmen der als proble- matisch empfundene Zustand gezielt überwunden, „wegtherapiert“ werden soll. Wer etwa in engen Räumen Angst- oder Panikzustände entwickelt, also unter einer sogenannten Klaustrophobie leidet, hat mehrere Möglichkeiten. Zunächst kann sie/er enge Räume meiden. Weiters ist es denkbar, diese Angst mithilfe von Beruhigungsmit- teln zu bekämpfen. Die/der Betroffene kann sich aber auch in eine Gesprächstherapie begeben, um sich dort mit den eigenen Angstzuständen und vielleicht auch deren VErtiEFunG Psychosomatik von gr. psyché , „Hauch, Seele“, und gr. sóma , „Körper“; Lehre oder Wissenschaft vom Einfluss psychischer Vorgänge für Krankheitsentstehung und verlauf 2 3 t GrundlaGEn Phobie von gr. phóbos , „Furcht“ ; Angst vor bestimmten Objekten oder vor an sich nicht gefährlichen Situationen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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