Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

18 2.3 Experimentelle Beobachtung Im Rahmen von Experimenten werden die Rahmenbedingungen ganz gezielt geschaf- fen. Man nennt diese Bedingungen auch Experimentanordnung und beschreibt sie in der Forschungsdokumentation so genau als möglich. Experimente sind systematische Untersuchungen, die oft mithilfe technischer Geräte durchgeführt werden. Sie kennen natürlich Experimente aus dem Physikunterricht, vielleicht auch aus Chemie und Biologie. In der Psychologie ist es ein bisschen anders; werden Experimente durchge- führt, so geht es immer um das Verhalten von Tieren oder Menschen in bestimmten Situationen. Sie haben bestimmt schon von Versuchen mit Ratten oder Mäusen gehört oder gelesen, deren Verhaltensweisen beobachtet werden und aus denen auf menschliches Verhalten geschlossen wird. Wie schnell lernen Mäuse die Ausführung bestimmter Bewegungsabläufe, wenn ihnen eine Belohnung winkt oder Schmerzen drohen? Wie verhalten sich Ratten auf engem Raum? Auch Ergebnisse der Verhaltens- forschung werden häufig in psychologische Forschungen einbezogen, zumal zwischen dem Erbgut (Genom) von Menschen und dem einiger Primaten, vor allem Schimpan- sen, eine Übereinstimmung von bis zu 99 Prozent besteht. Bei psychologischen Experimenten mit Menschen handelt es sich meist um insze- nierte Szenen, in deren Rahmen menschliches Verhalten beobachtet wird. Der/Die Forscher/in kann dabei selbst als Akteur/in der Versuchsanordnung teilnehmen, und beispielsweise bestimmte Gespräche in einer Gruppe provozieren oder Beteiligte zu bestimmten Verhaltensweisen ermutigen. Wenn der/die Forscher/in nicht selbst Teil der Szenerie ist, wird oft auch von Beobachtung unter natürlichen Bedingungen gesprochen. Ein Kind und ein Elternteil sitzen beispielsweise in einem nachgebauten Wohnzimmer und spielen oder Jugendliche betrachten ein sogenanntes Gewaltvideo. Dabei werden sie durch einen Einwegspiegel beobachtet. Häufig kommen auch Kameras zum Einsatz, um das Beobachtete aufzuzeichnen und möglichst genau zu dokumentieren. Wie verhalten sich die Beobachteten in einer bestimmten Situation? Doch wie ist die Situation genau beschaffen? Wichtig ist die möglichst präzise Dokumentation eines Experiments, einschließlich des Verhaltens der/des Forscherin/ Forschers, das sich unweigerlich auch auf das gesamte Szenario eines Experiments oder einer Befragung auswirkt. Die Frage ist nur, wie es sich auswirkt. Deshalb wäre GrundlaGEn Experiment von lat. experiri , „versuchen, erproben“; das Experiment ist ein wichtiges Hilfsmittel wissenschaftlicher Forschung. Ein Haupt­ merkmal ist die prinzipielle Wiederholbar­ keit der Versuchsanord­ nung und damit die Überprüfbarkeit der Ergebnisse. úú Kapitel 9.4.2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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