Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
179 4 Seelische Gesundheit und deren Beeinträchtigung Was ist gesund, was krank? Schon bei rein körperlichen Beschwerden ist das oft nicht leicht festzulegen, bei psychischen Leiden oder Beeinträchtigungen noch schwieriger. Wie Therapien aussehen sollen, ist auch nicht einfach zu beantworten: Medikamente, Gespräch oder doch beides? Oder etwas ganz anderes? 4.1 Psychische Gesundheit Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits 1946 einen sehr weiten Begriff von Gesundheit festgelegt. Demzufolge sei „Gesundheit […] ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens“. „Gesundheit“ sei demnach „mehr als bloß das Freisein von Krankheit und Gebrechen“. Gesundheit sollte damit aus einem rein biologischen und medizinischen Zusammenhang gelöst werden. Zugleich wollten die Verfasser/innen keinen schematischen Gesundheitsbegriff entwickeln, dessen Vorliegen anhand starrer Kriterien überprüft werden kann. Wohlbefinden (well-being) lässt sich nicht allgemein und für alle Menschen auf der Welt in gleicher Weise festmachen. Es ist ein sehr subjektiver Zustand, der auch von äußeren Umständen abhängig ist, mit denen Menschen zurande kommen müssen. Dies wird auch durch die Wortverbindung „sozialen Wohlbefindens“ eigens deutlich gemacht. Neben dem physischen und dem sozialen erwähnt die WHO-Definition ausdrücklich auch das „psychische Wohlbefinden“. Hier ist besonders schwierig, auch nur Indizien zu finden, bei deren Vorliegen es ganz allgemein gegeben sein könnte. Bricht sich ein Mensch beispielsweise einen Knochen, wird er in aller Regel Schmerzen haben. Zudem kann der betroffene Körperteil nicht mehr gebraucht werden. Außerdem besteht die Gefahr einer Fettembolie, also des Verschlusses eines Blutgefäßes durch Einschwemmen von Fetttropfen aus der gebrochenen Stelle. Eine solche Embolie ist unmittelbar lebensbedrohlich. Selbst bei einem Mensch, der sich wohlfühlt, wenn er Schmerzen empfindet, wird also bei einem Knochenbruch anzunehmen sein, dass das Wohlbefinden beeinträchtigt ist. Bei psychischen Zuständen, die ein Mensch als Leiden empfindet, kann allerdings jemand anders durchaus das Gefühl haben, dass alles in Ordnung ist. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Definieren Sie den Begriff Wohlbefinden ! Was setzt er voraus, woran knüpft er an? Besprechen Sie mit Ihrer/Ihrem Sitznachbarin/Sitznachbarn Ihre Ergebnisse! Recherchieren Sie Ziele und Handlungsmöglichkeiten der WHO! Fassen Sie auch die Kritik zusammen, die an der WHO geübt wird! GrundlaGEn WHo World Health Organizati on, eine internationale Organisation im Rahmen der UNO, die 1946 gebildet, 1948 formell eingerichtet wurde und ihren Sitz in Genf hat 1 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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