Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

176 Viele haben inzwischen von den sogenannten Spiegelneuronen gehört […]. Diese im prämotorischen Cortex der Tiere lokalisierten Neurone feuern, wenn der Affe etwas tun, zum Beispiel eine Banane packt, aber sie feuern auch, wenn der Affe dieselbe Handlung beobachtet, während er dies selbst nicht tut. Siri Hustvedt: Die zitternde Frau (2010), S. 103. Möglicherweise haben diese Spiegelneuronen etwas mit der Fähigkeit zu Empathie zu tun, also dem Vermögen, bis zu einem gewissen Grad Gedanken und Emotionen eines anderen Menschen oder Lebewesens erkennen zu können. Wie viele andere Thesen im weiten Feld der Neurowissenschaften ist auch diese weder gesichert noch unumstritten. Doch ganz unabhängig davon ist ein zumindest geringes Maß an Empathie (oder gegenseitigen Verständnisses) zweifellos erforderlich, wollen Men- schen friedlich miteinander auskommen. Zweifellos können Konfliktparteien auch ohne Vermittler/innen auskommen und ihre Probleme so lösen, dass niemand zu Schaden kommt. Dies erfordert allerdings ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Streitkultur. In diesem Fall müssen sämtliche Konfliktparteien bereit sein, auf der Basis von wechselseitigem Respekt, Fairness und weitgehender Sachlichkeit zu diskutieren. Ganz entscheidend ist es dabei für alle Beteiligten, die Fähigkeit zu fördern oder überhaupt erst zu erarbeiten, sich in andere Menschen und ihre Gefühlslagen zumindest ansatzweise hineinversetzen zu können oder zumindest ganz rational eine Perspektive einnehmen zu können, die nicht die eigene ist. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Überlegen Sie, welche Faktoren für jede Form von Streitkultur unabdingbar sein könnten! Lassen Sie auch persönliche Erfahrungen einfließen! Erstellen Sie eine Mindmap! 3.4 Frustration und Frustrationstoleranz Konfliktverläufe, aber auch andere Situationen im Leben können hochgradig enttäu- schend (frustrierend) sein. Im Grunde geht es dabei stets um die Konstellation, dass ein Wunsch versagt bleibt. Man wollte etwas und hat es nicht erreicht oder bekom- men. Ein im Kern vielleicht sachliches Problem kann sich dann zu einer schweren persönlichen Belastung auswachsen. Aus Frustrationen können in weiterer Folge wiederum (neue) Aggressionen entstehen, die in neue Konflikte münden. Menschen sind daher gut beraten, zumindest eine gewisse Frustrationstoleranz aufzubauen. Dabei handelt es sich um die Fähigkeit, bestimmte frustrierende Situatio- nen zumindest bis zu einem gewissen Grad und in einem gewissen Ausmaß auszuhal- ten. Dies bedeutet, psychische Spannungen zu ertragen, ohne in aggressives Verhal- ten zu kippen. Voraussetzung ist ein einigermaßen stabiles Ich, das sich nicht durch jede Art der Wunschversagung in Frage gestellt fühlt. Gelingt das Aufbauen von auSFührunG VErtiEFunG 2 GrundlaGEn Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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