Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
175 Konflikteskalation wird immer gefährlicher, je irrationaler sie wird. Ab einem bestimm- ten Stadium wird die weitere Entwicklung unkalkulierbar, sie ist rationalen Überlegun- gen der Beteiligten, selbst wenn diese welche anstellen wollten, nicht mehr zugäng- lich. Die Verlagerung in eine rein emotionale Sphäre, in einen Bereich persönlicher Gekränktheit und des Ressentiments macht sie eigentlich bedrohlich. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Geben Sie eine Definition des Begriffs Eskalation und geben Sie dafür ein eigenes Beispiel! Suchen Sie in Medienberichten nach eskalierenden politischen Konflikten! Wählen Sie einen davon aus und bewerten Sie die Eskalationsstufe! Welche Lösungsmöglichkeiten können Sie sich vorstellen? Begründen Sie Ihre Einschätzung! 3.3 Konfliktmanagement und Streitkultur Angesichts der Dramatik, die eskalierende Konflikte erlangen können, empfiehlt es sich, diese möglichst früh einer sinnvollen Lösung zuzuführen. Eine solche liegt nur dann vor, wenn beide Konfliktparteien Nutzen aus ihr ziehen. Wenn eine Partei vollständig nachgibt, unterliegt sie und geht als Verliererin aus dem Konflikt hervor. Dies wird in der Regel als unfair und frustrierend empfunden. Daraus können nicht nur Gefühle persönlicher Enttäuschung, ein Verlust an Selbstwertgefühl und psychi- sche Leiden, sondern auch neue Konflikte entstehen. Wenn etwa ein Staat einen Krieg verliert und seine Bevölkerung unter den Friedensbedingungen leidet, werden sich über kurz oder lang Politiker/innen und Militärs finden, die auf einen neuen Krieg sinnen, um die Folgen des alten auszugleichen oder sich für diese zu rächen. Am ehesten lassen sich Konflikte lösen, indem persönliche Befindlichkeiten, Erregun- gen aller Art und Emotionen generell aus dem Spiel genommen und das Problem auf einer sachlich-argumentativen Ebene diskutiert wird. Je rationaler die Ebene der Konfliktlösung, desto größer die Chancen, auch zu einem Ergebnis zu kommen, bei dem niemand verliert. Dies ist allerdings leichter gesagt als getan, weil Konfliktpar- teien ab einem gewissen Stadium der Konfliktentwicklung emotional engagiert sind. Eine Niederlage wird als persönliche Kränkung empfunden, die nicht hingenommen werden kann. In diesem Fall empfiehlt sich die Beiziehung von Vermittlerinnen/ Vermittlern oder Mediatorinnen/Mediatoren. Funktionieren kann das aber nur, wenn sämtliche Konfliktparteien sich auf einen/eine Vermittler/in einigen. Ansonsten kann an dieser Stelle leicht eine Konfliktverschärfung in Form von Allianzbildungen erfolgen. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Bilden Sie Gruppen und diskutieren Sie die Frage, ob das Beiziehen von Vermittlerin nen/Vermittlern in Konfliktsituationen sinnvoll oder eher problematisch ist! Finden Sie Argumente dafür und dagegen und berücksichtigen Sie insbesondere die Frage, von welchen Aspekten es ganz grundsätzlich abhängen könnte, ob das eine oder das andere der Fall ist! VErtiEFunG 2 3 r GrundlaGEn 1 t Motive menschlichen Handelns Motive menschlichen Handelns 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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