Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
173 gewöhnliche Menschen“ andere mit Macheten und Messern töteten. Es endete erst mit dem militärischen Sieg der RPF in Ruanda. Je länger solche Konflikte andauern und je mehr Personen oder Gruppen sich einbrin- gen, um den Konflikt zu lösen, umso komplizierter kann die ganze Sache werden. Immer mehr Interessen sind plötzlich betroffen und immer mehr Rücksichten zu nehmen. Besteht etwa zwischen zwei Staaten ein Konflikt um Land, so können sich Vertreter/innen anderer Staaten oder der UNO als Vermittler/innen anbieten. Schei- tern auch sie, sind sie aber unter Umständen auch bereits involviert. Die ursprüngli- chen Streitparteien müssen darauf achten, dass die Interessen ihrer jeweiligen Unterstützer/innen nicht beeinträchtigt werden, vor allem, wenn die Unterstützung nicht nur in Vermittlungsangeboten, sondern in Geldspenden, Einbeziehung in Bündnissysteme und dergleichen bestanden hat. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Recherchieren Sie im Internet weiterführende Informationen zum Bürgerkrieg in Ruanda und erstellen Sie eine Chronologie der Eskalationsstufen, an deren Ende der Völkermord von 1994 stand! Das Zitat aus Hatzfelds Buch gibt die Aussage eines Mannes wieder, der zahlreiche Angehörige der TutsiMinderheit ermordet hat. Arbeiten Sie heraus, welche Vorstellun gen ihm nach eigenen Angaben das Töten erleichtert haben! Diskutieren Sie mit Ihrer/ Ihrem Sitznachbarin/Sitznachbarn, warum dies der Fall gewesen sein könnte! 3.2 Konflikteskalation Dass Konflikte eskalieren können, haben wir bereits erwähnt. Solche Eskalationen nehmen oft einen bestimmten Verlauf, der durchaus unterbrochen werden kann. Je weiter die Eskalation gediehen ist, desto schwieriger wird dieses Unterfangen allerdings. Der Konfliktforscher Friedrich Glasl etwa hat ein Neun-Stufen-Modell der Konflikteska- lation entwickelt, das durchaus geeignet ist, typische Konfliktverläufe, die sich immer weiter aufschaukeln, zu beschreiben: 1 Verhärtung 2 Polarisierung und Debatte 3 Taten statt Worte (Win-win-Situation) 4 Sorge um Image und Koalition 5 Gesichtsverlust 6 Drohstrategien (Win-lose-Situation) 7 Begrenzte Vernichtungsschläge 8 Zersplitterung 9 Gemeinsam in den Abgrund (Lose-lose-Situation) VErtiEFunG Eskalation stufenweise Steigerung, schrittweise Verschärfung; von engl. escalate , „sich ausweiten, steigern“ und v. a. dem (amerikanisch) englischen escalator , „Rolltreppe“ 2 3 t GrundlaGEn Friedrich Glasl (geb. 1941) Motive menschlichen Handelns Motive menschlichen Handelns 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=