Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
172 nandersetzungen. Besonders gefährlich sind Konflikte zwischen Staaten. Sie können von diplomatischer Verstimmung über Drohgebärden, wirtschaftlichen Boykott bis hin zu Kriegen führen. Sind Konflikte einmal in der Welt, können sie nicht einfach ignoriert werden. Sie bedürfen einer Lösung, weil sie sonst entweder ständige Spannungszustände zwischen den Beteiligten schaffen oder sich bei jeder beliebigen Gelegenheit wieder verschärfen. Sie sind aber nur lösbar, wenn die Beteiligten dazu auch bereit sind. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Welche Konflikte wirken aus Ihrer Sicht bedrohlich? Diskutieren Sie mit Ihrer/Ihrem Sitznachbarin/Sitznachbarn darüber und stellen Sie Ihre Überlegungen stichpunktartig zusammen! Am 3. April hatte RTLM bekanntgegeben, während der nächsten drei Tage werde es „hier in Kigali etwas unruhig, und auch am 7. und 8. April werden Sie Schüsse und explodierende Handgranaten zu hören bekommen“. […] Die Mörder schalte- ten zunächst die Führer der Hutu-Opposition aus, darunter auch die […] Premier- ministerin Agathe Uwilingiyimana, deren Haus wie viele andere bei Tagesanbruch des 7. April umzingelt wurde. […] Danach begann die umfassende Vernichtung der Tutsi, wobei die UN-Truppen den Mördern wenig Widerstand entgegensetz- ten. […] Philip Gourevitch: Wir möchten Ihnen mitteilen, daß wir morgen mit unseren Familien umgebracht werden (2008), S. 133, 137 f. Wenn wir in den Sümpfen Tutsi aufspürten, sahen wir in ihnen keine Menschen mehr. Sie waren nicht mehr unsere Ebenbilder, die mit uns die Fähigkeit zu denken und die entsprechenden Gefühle teilten. Es war eine wilde Jagd, die Jäger waren wild, Wild auch die Gejagten: Die Wildheit bemächtigte sich unserer Köpfe. Jean Hatzfeld: Zeit der Macheten (3. Aufl. 2012), S. 51. Im April 1994 begann in Ruanda ein Völkermord, dem binnen weniger Monate fast eine Million Menschen zum Opfer fielen. Die politischen Eliten um den ruandischen Präsidenten Juvénal Habyarimana und die Familie seiner Ehefrau, Agathe Habyari- mana, hatten seit Jahren gegen die Minderheit der Tutsi gehetzt, ein Bürgerkrieg zwischen Regierungstruppen und einer Rebellenarmee der diskriminierten Tutsi (RPF) fand ebenfalls seit Beginn der 1990er-Jahre statt. Eine eigene Ideologie, die Hutu-Power, wurde geboren, um die Bevölkerungsmehrheit der Hutu auf Gewalt gegen die Tutsi einzustimmen. Ihre Protagonistinnen/Protagonisten verfügten über wirkungs- mächtige Medien wie den erwähnten Radiosender RTLM (Radio-Télévision Libre des Mille Collines), der mit einfachen Parolen Hassbotschaften verbreitete. Als das Flugzeug des Präsidenten abgeschossen wurde, machte die politische Führung Ruandas die Tutsi-Rebellen dafür verantwortlich. Wem der Flugzeugabschuss tatsäch- lich zuzurechnen ist, ist bis heute ungeklärt. Das Morden begann, wobei „ganz 1 r auSFührunG Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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