Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

16 2.2 Empirische Forschung in der Psychologie Beobachten lässt sich vieles, etwa ein chemischer Zerfallsprozess, das Verhalten von Honigbienen gegenüber anderen Honigbienen, aber auch jenes von Menschen, die einen Konflikt austragen. Aber auch zu Physiologie und Aufbau menschlicher sowie tierischer Gehirne sowie darin stattfindenden elektrischen und chemischen Vorgän- gen können Beobachtungen angestellt werden. All diese Fälle unterscheiden sich in vielfacher Hinsicht voneinander, gleichzeitig weisen sie allerdings auch einige gemeinsame Aspekte auf. Insbesondere handelt es sich in allen Fällen um Situationen, die von jemandem beobachtet werden. Handelt es sich um eine wissenschaftliche Beobachtung, so muss es sich um gezielte Beobachtungen ganz bestimmter, vorweg definierter Phänomene oder Individuen handeln. Empirische Forscher/innen, die Beobachtungen anstellen, müssen ganz klar sagen können, warum sie genau diesen chemischen Prozess, gerade jene Honigbienen oder eben diese und nicht andere Personen beobachten. Zudem müssen die Rahmenbedingungen jeder Beobachtung genau festgehalten werden. Keine wissenschaftliche Beobachtung findet im luftleeren Raum statt. Ihr muss also die Bildung von Hypothesen und Modellen vorangehen, in deren Rahmen geforscht wird. Diese Modelle wiederum werden in eine operationali- sierbare Sprache übersetzt, die es ermöglicht, sie im Rahmen von Experimenten oder auch Interviews zu überprüfen. Operationalisierbar bedeutet dabei, dass es möglich sein muss, später in mathematischer Form auszuwerten, Daten also messbar und vergleichbar zu machen. Im Rahmen empirischer psychologischer Forschung stellen sich dabei mehrere Probleme: Um so etwas wie Laborbedingungen herstellen zu können, müssen künstliche Situationen geschaffen werden, in denen sich Menschen normalerweise so nicht wiederfinden. Auch wenn Personen, die einander kennen, in den Räumlichkeiten einer Forschungseinrichtung in alltägliche Situationen gebracht werden, sind das eben keine alltäglichen Erlebnisse, sondern solche in einer Forschungsstätte. Auch macht es einen großen Unterschied, ob der/die Wissenschafter/in selbst Teil der beobachteten Personen(gruppe) ist oder dieselbe von außen betrachtet. GrundlaGEn empirisch von gr. émpeiros , „erfahren“; empirische Forschung sucht Erkenntnisgewinn auf der Grundlage von Beobach­ tung und Erfahrungs­ werten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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