Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

151 5 Erziehungsfragen Persönlichkeit und Entwicklung haben mit den Beziehungen zwischen Individuum und Umwelt zu tun. Diese Beziehungen sind aber keineswegs egalitär, schon gar nicht in der Kindheit und Jugend. In diesen Phasen ihres Lebens werden Menschen erzogen – und das kann vieles bedeuten. 5.1 Von der Schwarzen Pädagogik zur Wertschätzung In früheren Zeiten bedeutete erziehen , Menschen zurechtzubiegen, ihren Willen zu brechen und ihnen jenen der Erzieher/innen aufzuzwingen. Als Mittel dafür kam so gut wie alles in Frage, von Liebesentzug über seelische Grausamkeiten bis hin zu körperlicher Gewalt. Das Schlagen von Kindern und Jugendlichen galt Jahrhunderte, vielleicht sogar Jahrtausende lang als normal und notwendig. In Österreich etwa wurde physische Gewalt als Erziehungsmittel per Gesetz erst im Jahr 1989 für unzuläs- sig erklärt. Lange Zeit hindurch galten gewalttätige und repressive Methoden einfach als geeignete, natürliche Mittel der Erziehung, über deren Sinnhaftigkeit gar nicht weiter nachgedacht wurde. Die zunehmende Verwissenschaftlichung der Pädagogik seit dem 18. Jahrhundert brachte keineswegs eine Abkehr davon, sondern vielmehr zahlreiche Begründungsversuche, warum es richtig sei, den kindlichen Willen zu brechen, und dass Gewalt ein probater Weg dafür sei. Die Methoden und wissen- schaftlichen Begründungen dieser Unterdrückungspädagogik des 18., 19., teils auch noch des 20. Jahrhunderts wurden von der Soziologin Katharina Rutschky mit dem Begriff Schwarze Pädagogik zusammengefasst. Es galt dabei, die Triebabwehr der GrundlaGen Mittagessen 1975 in einem Berliner „Kinderla­ den“, der der antiautoritä­ ren Erziehung verpflichtet war Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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