Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
15 inspiriert ist. Man unterscheidet hier zwischen empirischer und hermeneutischer oder zwischen quantitativer und qualitativer Forschung. Wie wir schon gesehen haben, ist das Fach Psychologie als Disziplin nicht auf eine bestimmte Wissenschaftskultur festgelegt, sondern bewegt sich gewissermaßen quer zu dem herkömmlichen Raster. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Bilden Sie Gruppen und diskutieren Sie, ob es eine einzige Wissenschaft oder mehrere Wissenschaften gibt. Begründen Sie Ihre Argumentation. Wir betrachten die methodologischen Regeln als Festsetzungen. Man könnte sie die Spielregeln des Spiels „empirische Wissenschaft“ nennen. Sie unterscheiden sich von den Regeln der Logik in ähnlicher Weise wie etwa die Regeln des Schach spiels, die man ja nicht als einen Zweig der Logik zu betrachten pflegt: Da die Regeln der Logik Festsetzungen über die Umformung von Formeln sind, so könnte man zwar die Untersuchung der Regeln des Schachspiels vielleicht als „Logik des Schachspiels“ bezeichnen, nicht aber als „die Logik“ schlechthin; und ähnlich kön nen wir die Untersuchung der Regeln des Wissenschaftsspiels, der Forschungs arbeit, auch Logik der Forschung nennen. Karl Popper: Logik der Forschung (10. Aufl. 1994), S. 25 f. Der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Karl Popper spricht hier über die Grund- lagen wissenschaftlicher Forschung. Popper hatte 1928 über die Methodenfrage der Denkpsychologie promoviert und beschäftigte sich intensiv mit den Voraussetzungen empirischer Wissenschaft(en). Dabei war ihm klar, dass es sich nicht um ein Unter- suchen beliebiger Dinge handelt, die irgendwie Gegenstand von Erfahrung geworden sind. Vielmehr sind es im wissenschaftlichen Bereich stets die Vorgehensweisen, die Methoden, die im Zentrum des Interesses stehen und die uns sagen, wie bestimmte Wissenschafter/innen an ihre Gegenstände herangehen. Die methodische Frage nach diesen Methoden heißt Methodologie. Wissenschaftliche Aussagen sollen gültig oder valide sein. Die Darstellung eines Forschungsprozesses und seiner Ergebnisse soll unabhängig von der- oder demjeni- gen gültig (valide) sein, die/der sie formuliert. Dabei spielt auch eine Rolle, wie sie/er diese Beschreibung formuliert. Wenn eine chemische Versuchsanordnung nur und nur dann zu einem bestimmten Ergebnis führt, wenn der Versuch von Professor/in C durchgeführt wird, wird sie diesem Anspruch nicht gerecht. Sie muss auch von jedem/ jeder anderen Forscher/in unter gleichen Bedingungen bei zumindest vergleichbarem Verlauf durchgeführt werden können. Wir formulieren das deshalb so vorsichtig, weil es selbst unter Laborbedingungen schwierig ist, mehrfach exakt gleiche Rahmenbe- dingungen herzustellen. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Erklären Sie den Zusammenhang von Methoden und Methodologie mit eigenen Worten! 1 t AuSfüHrunG Karl Raimund Popper (1902–1994) VErtiEfunG Validität Gültigkeit eines Forschungsergebnisses; eine wissenschaftliche Theorie oder Messung gilt als valide, wenn sie bestimmten Belastungen, also Nachprüfungen und Nachfragen, standhält. 2 Eine kurze Einführung Eine kurze Einführung 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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