Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

13 Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Bilden Sie Gruppen und diskutieren Sie Ihre Vorstellungen, wie Psychologinnen und Psychologen arbeiten. Sammeln Sie die Ergebnisse und erstellen Sie eine Präsenta­ tionsfolie! Recherchieren Sie weitere Informationen zu den skizzierten Strömungen der Psycho­ logie und erstellen Sie damit eine Mindmap! Von denen, die nicht tatsächlich Fachleute in einer ausgereiften Wissenschaft sind, erkennen nur wenige, wieviel „Aufräumarbeit“ ein Paradigma übrig lässt, und wie faszinierend diese Arbeit tatsächlich sein kann. Das aber gilt es zu verstehen. Auf­ räumetätigkeiten sind das, was die meisten Wissenschaftler während ihrer gesam­ ten Laufbahn beschäftigt, und sie machen das aus, was ich hier normale Wissen­ schaft nenne. Bei näherer Untersuchung […] erscheint dieses Unternehmen als Versuch, die Natur in die vorgeformte und relativ starre Schublade, welches das Paradigma ist, hineinzuzwängen. In keiner Weise ist es das Ziel normaler Wissen­ schaft, neue Phänomene zu finden; und tatsächlich werden die nicht in die Schub­ lade hineinpassenden oft überhaupt nicht gesehen. Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen (2., erg. Aufl. v. 1996; 13. Aufl. 1996), S. 38. Worauf der Physiker und Wissenschaftsphilosoph Thomas S. Kuhn hier hinweist, ist der Umstand, dass Paradigmen historisch wie institutionell sehr stark darauf einwir- ken, wie wissenschaftliche Forschung betrieben wird. Wie in vielen anderen Lebens- bereichen sieht man auch im wissenschaftlichen Kontext zunächst einmal das, was man zu sehen erwartet. Forschungsgemeinschaften stecken gewisse Grenzen des Möglichen ab. Allzu starke Abweichungen können zu Ausgrenzungen aus der scientific community führen, mit verminderten Karrierechancen verbunden sein und dazu führen, dass bestimmte Forschungen nicht finanziert werden. In der Psychologie, wie sie im deutschsprachi- gen Bereich, aber etwa auch in den Vereinigten Staaten betrieben wird, liegt der Fokus heute auf quantitativer empirischer Forschung. Zudem setzt sich, aus der Medizin und den Neurowissenschaften kommend, immer mehr ein biologischer bzw. biologistischer Blick auf psychische Phänomene durch. Dementsprechend wird die Bedeutung von Interpretation und Deutungsvielfalt geringer. Anders verhält es sich in vielen Bereichen der Psychotherapie und Psychotherapieforschung, die, sofern sie nicht rein medikamentös vorgeht, nicht umhin kann zu fragen, worin denn die ganz konkrete Bedeutung dessen besteht, was ein/e Patient/in tut oder erzählt. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Geben Sie mit eigenen Worten wieder, was Kuhn unter dem Begriff Aufräumetätig­ keiten versteht! Woran könnte es liegen, dass die Neurowissenschaften aktuell so große Bedeutung in der Psychologie haben? Erarbeiten Sie Argumente mit Ihrer/Ihrem Sitznachbarin/ Sitznachbarn. 1 2 AuSfüHrunG úú Kapitel 6.2.6 VErtiEfunG 1 2 t Eine kurze Einführung Eine kurze Einführung 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigen um des Verlags öbv

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