Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]

Gedankenexperiment 1 Prüfen Sie die Voraussetzungen Welche Voraussetzungen werden gemacht? Was wird als gegeben vorausgesetzt – und warum? Der/Die eigentliche Akteur/in in diesem Gedankenexperiment weiß sehr viel. Dies verhält sich übrigens bei den meisten philosophischen Gedankenexperimenten dieser Art (also aus dem Bereich Analytischer Philosophie) so oder doch so ähnlich. Die Akteurinnen/Akteure verfügen über ein ganz erstaunliches Wissen. Wie kann etwa die Person, die in Variante 2 erwägt, den dicken Mann von der Brücke zu stoßen, wissen, dass sie damit die Straßenbahn zum Stehen und nicht zum Entgleisen bringt? Im zweiten Fall würde sie zweifellos auch das Leben von Insassinnen/Insassen der Straßenbahn gefährden. Stellen Sie also im ersten Schritt alle Wissensbestände zusammen, die den handeln- den Personen zugeschrieben werden! Damit haben Sie zugleich auch die Ausgangsbe- dingungen des Gedankenexperiments ermittelt: Unter diesen und nur unter diesen Bedingungen kann das Experiment überhaupt funktionieren. 2 Prüfen Sie die Folgen Welche Folgen hätten welche Handlungen innerhalb der Rahmenbedingungen des Gedankenexperiments? Ziehen Sie die Konsequenzen aus den möglichen Handlungsalternativen, die das Gedankenexperiment zulässt! Ist irgendeine davon befriedigend oder bleibt bei jeder ein Unbehagen zurück? Worauf könnte ein solches, etwaiges Unbehagen gründen? 3 Rhetorische Facetten Nimmt das Gedankenexperiment bestimmte Einschränkungen in den Handlungsalter­ nativen von Menschen vor? Versucht es, zu einer bestimmten Sicht der Dinge zu überreden , die dann nur noch sehr begrenzte Möglichkeiten offen lassen? Die Konstruktionsbedingungen des vorgestellten Gedankenexperiments schaffen den Rahmen für sämtliche mögliche Positionen, die dieses Experiment offen lässt. Ließen sich auch noch ganz andere Bedingungen vorstellen, die es verdienen würden, in die Konstruktionsbedingungen einbezogen zu werden? 4 Reflexion Könnte es sein, dass das Gedankenexperiment seine Ergebnisse mit den Konstrukti- onsbedingungen schon vorwegnimmt? Was macht den Unterschied zwischen einem solchen Experiment (in der Variante von Philippa Foot) und der simplen Frage aus, ob es ethisch zulässig sein könne, Leben zu quantifizieren? 405 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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