Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]

401 4 Anwendungsbereiche ethischer Fragen und Konzepte Philosophische Ansätze gelten häufig als ungeeignet für lebenspraktische und ökonomische Verwertung. Gerade im Bereich der Ethik verhält sich dies anders, hier wird vielfach angenommen, dass ein unmittelbarer sozialer und sogar ökonomischer Nutzen möglich sei. 4.1 Ethik und Naturwissenschaften Vor allem im Zusammenhang mit Medizin und Pharmakologie spielen ethische und moralische Fragen immer wieder eine große Rolle. Wenn neue Medikamente an Menschen getestet werden sollen (Freiwilligkeit der Teilnahme vorausgesetzt), sind in den meisten europäischen Ländern sowie in Nordamerika Ethikkommissionen eingebunden. Generell werfen zahlreiche und oft sehr rasch vonstattengehende Veränderungen in den Möglichkeiten der Medizin eine Vielzahl von ethischen und moralischen Fragen auf. So etwa die Frage des Todeseintritts, die vor dem Hintergrund möglicher Organ- verpflanzungen eine hohe praktische Relevanz hat. Ein entnommenes Organ muss, um einem anderen Menschen erfolgreich implantiert werden zu können, noch Vitalfunktionen erkennen lassen. Angesichts der transplantationsmedizinischen Entwicklungen während der 1950er- und 1960er-Jahre schlugen Vertreter der Harvard Medical School 1968 vor, den Todeseintritt nicht mehr mit dem Versagen der Herzfunk- tion, sondern mit dem irreversiblen Aussetzen aller Gehirnfunktionen festzulegen. Dieser Vorschlag wurde in vielen Staaten übernommen. Die Frage, ab wann menschliches Leben beginnt, ist von Bedeutung für rechtliche und ethische und moralische Probleme, die mit Schwangerschaftsabbrüchen einhergehen können. Hier geht es stets auch um Abwägungsfragen zwischen den Rechten eines menschlichen Embryos und denen einer schwangeren Frau. In all diesen Bereichen haben die ethisch-moralischen Diskussionen Auswirkungen in politischer und rechtlicher Hinsicht erlangt, indem rechtliche Entscheidungen in die eine oder andere Richtung getroffen wurden. Dies gilt auch für den Bereich der ärztlichen Auskunftspflicht. Lag es früher eher im Ermessen der/des Ärztin/Arztes, was und wie viel sie/er der/dem Patientin/Patienten über Krankheit oder Operations- risiken mitteilte, bestehen heute vielfach detaillierte Auskunftspflichten. Dem liegt ein Wandel allgemeiner Wertvorstellungen hinsichtlich der Selbstbestimmungsrechte von kranken Menschen zugrunde. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Finden Sie weitere Beispiele für ethisch relevante Fragestellungen im Zusammenhang mit medizinischen Problemen! grundlagen 1 r Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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