Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]
371 Friedrich Nietzsche meinte, wir würden dazu erzogen, uns zu erinnern, um später für unser Tun moralisch verantwortlich gemacht zu werden oder uns selber dafür verantwortlich zu machen. Das würde uns nur schwächen, und so sollten wir lernen zu vergessen. Andere wie Umberto Eco haben darauf hingewiesen, dass ein solches Unterfangen müßig sei. Es brauche keine Kunst des Vergessens , weil das Vergessen ohnedies ganz von alleine komme. Das Erinnern sei die Schwierigkeit. In der Tat wurden im Lauf der Zeit immer wieder mehr oder minder ausgeklügelte Methoden des Erinnerns (Mnemotechniken) entwickelt. Wir können Erinnerungen auch ausla- gern, indem wir sie aufschreiben; die Speicherplätze von Computern und Servern sind so gewaltig, dass wir uns um den Platz für all das keine Sorgen machen müssen. Wenn wir unsere Aufzeichnungen später heranziehen, stellen wir mitunter erstaunt fest, wie ganz anders wir uns doch an die Sache erinnert haben. Gleichwohl: Für die Geschichte unseres Lebens, von uns selbst erzählt, ist Letzteres entscheidend, weil die Erinnerung und nicht die notierte Aufzeichnung Eingang in unser Gefühlsleben und in unsere erzählerischen Entwürfe von uns selbst gefunden hat. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Wie wäre es, wenn Sie sich an alles in Ihrem Leben erinnern würden? Sprechen Sie darüber mit Ihrer/Ihrem Sitznachbarin/Sitznachbarn! Ist das Vergessen eine Kunst oder doch eher das Erinnern eine Kunst? Führen Sie gemeinsam eine ProundContraDiskussion! VErTiEfunG Mnemotechnik Verfahren, sich etwas leichter einzuprägen, von gr. mnéme , „Erinnerung, Gedächtnis“, und téchne , „Kunst, Handwerk“ 2 r 3 t Mensch-Sein 2 Mensch-Sein 2 9 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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