Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]
334 René Magritte, La trahison des images, 1929 Bildinterpretation René Magritte: Ceci n’est pas une pipe Bilder und Philosophie Wie Texte bedürfen auch Bilder der Interpretation. Auch hier empfiehlt es sich, auf Details zu achten, und erst einmal festzustellen, was auf dem Bild gesehen werden kann. Doch auch andere Umstände wie der Bildtitel können wichtige Hinweise geben. Philosophisch spannend sind vor allem Bilder, die ihre Entstehungsbedingungen und Darstellungsmöglichkei- ten selbst zum Thema machen, also eine grundsätzli- che Reflexion über Kunst enthalten. Ein solches Bild ist René Magrittes Bild einer Pfeife, das den Schriftzug „Ceci n’est pas une pipe“ aufweist. Dieser lässt sich übersetzen mit „Dies ist keine Pfeife“. Damit ist das Bild auch schon im Wesentlichen beschrieben. Es ließen sich noch Aussagen zu Form und Farbzusammenset- zung der Pfeife und des Bildhintergrundes machen, doch handelt es sich um eine recht gewöhnliche Pfeife, wie sie früher häufig in Gebrauch stand und auch in Werbefotos für Pfeifen abgebildet war. Abgebildet ist also ein Gebrauchsgegenstand, in sehr naturalistischer Weise. Damit verbindet sich naturgemäß die Frage, was ein Kunstwerk ausmacht oder wann etwas zu einem solchen wird. Doch Magritte geht noch einen Schritt weiter und versieht das Bild noch mit dem schon erwähnten Schriftzug. Dieser Schriftzug scheint auf den ersten Blick in einem Gegensatz zur bildlichen Darstellung zu stehen, auf den zweiten Blick hingegen gar nicht. Schließlich ist es ja ganz korrekt, darauf hinzuweisen, dass „das da“ keine Pfeife ist . Vielmehr handelt es sich um das Bild einer Pfeife. Logisch ist diese Aussage ganz korrekt. Doch ist sie nicht vielleicht doch auch ein wenig banal? Schließlich könnte doch jeder/jede Betrachter/in, die/der ernsthaft darüber nachdenkt, selber zu diesem Ergebnis kommen. Betrachter/innen mit einer eigens angefertigten Aufschrift auf die Sprünge zu helfen mutet auch wieder etwas seltsam an, umso mehr, als Magritte mehrere Bilder angefertigt hat, die Pfeifen und die besagte Aufschrift zeigen. Wozu dieser Aufwand? Wollte Magritte ein philosophi- sches Statement zum Verhältnis von Darstellung und Dargestelltem abgeben? Oder steckt vielleicht noch etwas anderes dahinter? Ironie vielleicht? Sollte es nicht überhaupt irritieren, dass in einem Bild plötzlich ein Schriftzug auftaucht? Methode Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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