sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

95 S. 52: Ü 7 Redeanteile der Frau sind am Beginn höher, jene des Praktikanten am Ende; häufiger Sprecherwechsel; fast alle Äußerungen sind kurz, zwei län- gere Äußerungen; Praktikant eröffnet Gespräch mit einer Mischung aus Feststellung und Frage; Frau antwortet mit Informationen über die Be- schaffenheit von Weihnachtsgeschenken; will das Mikrofon des Prakti- kanten – Äußerungen nehmen zunehmend appellativen Charakter an; Frau bestätigt durch ihr Verhalten das zuerst verneinte Konsumdenken; Praktikant treibt Preis in die Höhe, indem er die Besonderheit des Mikro- fons herausstreicht; sein Gespräch mit dem Rundfunkdirektor zeigt, dass Frau hinter das Licht geführt worden ist. S. 54: Ü 9 Die Journalistin Lisa Nimmervoll vertritt in dem Kommentar „Zentral- matura: Reif am Tag X – und dann?“ vom 28. Dezember 2014 in der Tages- zeitung „Der Standard“ die Meinung, dass die Reifeprüfung in der Zukunft nur dann eine Existenzberechtigung hat, wenn es gelinge, sie sinnvoll und inhaltlich niveauvoll zu gestalten. S. 55: Ü 10 – Sachverhalt: Reaktionen vor allem Europas auf den Terroranschlag in Paris – zentrale Behauptung: Die zunehmenden Spannungen in der Gesell- schaft können nur durch offene, vorurteilsfreie Gespräche gelöst wer- den. – Forderung: Schwierigkeiten und Probleme im Zusammenleben nicht verschweigen, sondern miteinander darüber sprechen und sich vorher informieren – Argumente: Wertargumente dominieren: Toleranz, Forderung nach Einhaltung der Gesetze in Zusammenleben, Mäßigung und Klarheit in der Sprache … – Zitierte Beispiele: Voltaire, Pegida-Bewegung in Deutschland – Ausschließlich Argumente, die zentrale Behauptung (siehe oben) un- termauern sollen – Qualität der Argumente: schlüssig und relevant – Struktur des Textes: Einleitung geht von dem Terroranschlag aus – Voltaires Ausspruch als Maßstab dafür, wie man mit Menschen umge- hen sollte, die Meinungen vertreten, die sich von der eigenen deutlich unterscheiden – Terroristen haben stattdessen Gewalt eingesetzt, um Kritik zum Schweigen zu bringen; Mittelteil: Auflistung von Antworten, die Gesellschaft darauf geben soll; Schluss: Forderung nach klarer und vorurteilsfreier Diskussion aller Themen, die das Zusammenleben der Menschen erschweren. Textinterpretation S. 61: Ü 2 Mögliche Interpretationshypothesen: Linkes Bild: Die Klimakatastro- phe vernichtet die Menschheit. Ertrinkende suchen vergeblich nach Hilfe. Niemand kann ihnen mehr die Hand reichen. Rechtes Bild: Die beiden Waschmuscheln symbolisieren die Machverhältnisse zwischen Schwarz und Weiß in den 60er-Jahren in den USA. S. 62: Ü 3 Sofort nach der Geburt haben die großen Konzerne den Menschen im Griff. Von früher Kindheit an schwören die global Players den Menschen auf Konsum ein. Mit ihren Produkten ist er glücklich … S. 63: Ü 5 Der Maler war als einfacher Soldat und Befehlsempfänger an den äußerst brutalen Isonzoschlachten im Ersten Weltkrieg beteiligt und er- fährt die Schrecknisse dieser Schlacht, während der General die Propa- ganda (Trommler!) von Glanz und Glorie des Krieges vertritt. Ü 6 Beamtenklischees/Gemeinsamkeiten mit Text von Bichsel: Beamte arbeiten wenig, machen dafür pünktlich (Mittags-)Pause, sind schnell überfordert, sind Bürokraten, behandeln die Parteien (=Kunden) herab- lassend, verschanzen sich hinter ihren Akten, fühlen sich nur hinter ihrem Pult und mit ihrer Amtsgewalt sicher, sehen sich als unentbehrlich, sind Sonderlinge, haben bestimmte Rituale, tragen Ärmelschoner, haben kleinbürgerliche Träume von einem besseren Leben als in der Amtsstu- be … Parallelen: Typenbezeichnung im Titel; bei Bernhard der einzelne (Sin- gular) Vorzugsschüler als Beispiel für alle, bei Bichsel die Gruppe (Plural). Relevante Analysekriterien: kurzer Prosatext; vier Absätze; Thema im Ti- tel; Stoff = alltäglich; Tagesablauf einer Berufsgruppe; großteils indirekte, eher stereotype Charakterisierung; Er-Erzähler; auktorialer Erzähler; iro- nisch-distanzierte Erzählhaltung; erzählte Zeit: ein Tag; Rahmen; be- schreibende Sprache, v.a. Hauptsätze, Aufzählungen, oft verknüpft durch „und“. Sprachliche Muster → Aussagefunktion: Aufzählung, Wiederho- lung → Monotonie. Parallelismus im Satz „Sie haben Stempel und Formu- lare […] sie haben Leute“ → Menschen als Objekte. Zeitform Präsens → allgemeine Aussage, dauerhafte Gültigkeit. Wirkung und Aussage des Rahmens: Wiederholung, Beamte haben ihren festen Tagesablauf, bietet Sicherheit, Beamte verändern sich nicht, Eintönigkeit, fades Leben … Un- verständliches, Unaufgelöstes: Der Rettichsalat könnte hier genannt wer- den. Er soll vielleicht die Schrulligkeit der Beamten zeigen/verstärken. Auffälligkeiten bzw. Irritationen: Beamten fehlt auf der Straße die siche- re Umgebung des Amtes, dort „verschanzen“ sie sich hinter Akten. Sie geben ihr Wissen sparsam weiter, weil sie sich so überlegen fühlen. S. 65: Ü 7 Schritt 1: Einleitungssatz ist gelungen, dann folgt statt der Beschrei- bung der Situation jedoch eher eine Inhaltsangabe, die vieles wortwört- lich aus dem Text übernimmt. Es wurden wichtige Aussagen zur Sprache und Struktur gemacht. Es gibt wesentliche Aussagen zur Interpretation und Sichtweise des Textes. Schritt 2: Einzelne Passagen des Textes wur- den nicht interpretiert, sondern eher wiedergegeben oder zitiert, z.B. „Sie machen die Arbeit nur weil sie getan werden muss.“ Hier müsste man ergänzen. Schritt 3: Eine Umstellung von Textpassagen ist nicht notwen- dig; die Absätze könnten aber sprachlich besser verknüpft werden. Schritt 4: U.a. müssen folgende Formulierung überarbeitet werden: „In der Geschichte ist es Mittagspause“, „Das Gedicht hat auch spezifische Verben“, „ist ein Satz vorkommend“, „wirkt ungefähr als ein Symbol“, „Das sieht man, weil es“, „Ein Beispiel darauf ist“. S. 66: Ü 8 Belege: Schlüsselwörter sind hier: lange und harte Arbeitstage, schmutzig rosafarbene, verletzlich wirkende Hautgebilde, Angst, schnitt ab, spülte sie im Klo hinunter, Sorge, Flügel kamen nie mehr wieder, kurzes Le- ben. S. 67: Ü 11 Inhalt: Eine junge Frau sitzt vor der Waschmaschine und denkt über ihre Lebenssituation nach. Textsorte/Struktur: Kurzgeschichte, Rahmen. Erzählform: Personale Sie-Erzählerin; fast zeitdeckendes Erzählen. Figur: Junge Frau, wohnt zu Hause, desillusioniert, denkt daran, wie es wäre, wenn sie weg ist. Sprache: lakonisch; kurze Sätze, Hauptsätze, meist S-P-O, und Wenn-Sätze; Subjekt meist Ida und sie, ansonsten Vater, Mut- ter, Freund. Sprache: Anaphern; Parallelismus; Konjunktiv der Nichtwirk- lichkeit. Interpretationshypothese(n): Zu Hause wohnende junge Frau träumt während des Alltags vor der Waschmaschine vom Ausbruch, für den sie anscheinend aber keine Energie hat, alles, was bleibt, ist die Ziga- rettenpause. S. 71: Ü 12 „Der König in Thule“ erzählt eine Geschichte. „Das zerbrochene Ring- lein“ erzählt zumindest eine Vorgeschichte. Im Gedicht „Verzeihung“ kann die Vorgeschichte nur indirekt erschlossen werden. Inhalt von „Der König in Thule“: Der König erhält von seiner sterbenden Geliebten einen golde- nen Becher. Bei jedem Mahl trinkt er daraus und weint dabei um die Ge- liebte. Als er selbst sterben muss, vererbt er all seine Besitztümer, nur den goldenen Becher wirft er nach seinem letzten Schluck ins Meer. S. 72: Ü 14 Das lyrische Ich in Eichendorffs Gedicht betrauert, dass es vom (Ehe-?)Partner verlassen wurde. Das lyrische Ich in Hahns Gedicht zieht Bilanz, nachdem es vom Partner verlassen wurde bzw. ihn verlassen hat. S. 73: Ü 15 Symbole: goldener Becher als Symbol für ewige Treue; „Er leert‘ ihn jeden Schmaus“: Beständigkeit; „Und warf den heiligen Becher / Hinunter in die Flut“: So wie die Liebenden sterben, wird auch der Becher „begra- ben“. Symbolik der 3. Strophe/Gefühl des lyrischen Ich in der 4. Strophe: Nichts ist so wertvoll wie die Liebe. Sprachliche Bilder in Eichendorffs Gedicht: Während der Ring als Symbol für die Treue zerbrochen ist, geht das Leben weiter (Mühlrad); das lyrische Ich kann seine Verzweiflung eventuell als Künstler (Spielmann) verarbeiten oder sich in seiner Ver- Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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