sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

91 3. 3 — Textinterpretation Dies entspricht ganz der Zeichensetzung der direkten Rede. Sie sagte: „Ich habe den Roman ausgelesen.“ Goethe beginnt sein Gedicht mit einem schlichten Hauptsatz: „Es war ein König in Thule“. In diesem Fall weist der zitierte Satz keinen Punkt auf. Der Punkt wird daher nach dem zitierten Satz gesetzt. — Auslassungen müssen durch drei Punkte in eckigen Klammern gekennzeichnet werden: Dass sich Ida wohl kaum dazu aufraffen wird, tatsächlich nach Afrika zu gehen, macht die Erzählerin dadurch klar, dass Einleitungsund Schlusssatz fast identisch sind: „Ida sitzt […] vor der Waschmaschine.“ Alles, was sich geändert hat, ist der Umstand dass sie zu Beginn einen Kaugummi kaut und am Ende eine Zigarette raucht. — Werden einzelne, nicht zusammenhängende Wörter oder Wortgruppen zitiert, müssen sie jedes Mal mit Anführungszeichen versehen werden: Die Nomen „Reiter“, „Schlacht“, „Feuer“, „Feld“ und „Nacht“ in der vierten Strophe können alle mit dem Krieg in Verbindung gebracht werden. — Zitate können auf verschiedene Weise in eigene Ausführungen integriert werden: Auffällig ist, dass das Symbol der Treue („Ring“) in der Situation des Zerbrechens die Verkleinerungsform an­ nimmt und zum „Ringlein“ wird. — Bei der Integration von Zitaten in die eigenen Ausführungen müssen Sie darauf achten, dass Sie erstens notwendige Anpassungen vornehmen und zweitens diese Anpassungen durch eckige Klammern kennzeich- nen. Am Schluss hält das lyrische Ich die Geräusche des „Mühlenrad[es]“ nicht mehr aus. Nicht korrekt ist: *Das Geräusch des „Mühlrad“ wird zur Qual. = Grammatikfehler *Das Geräusch des „Mühlrades“ wird zur Qual. = Zitatfehler Zitieren Sie über einen Vers oder über eine Strophe hinaus, muss das Versende mit einem Schrägstrich, das Strophenende mit zwei Schrägstrichen markiert werden: Zum Schluss erfolgt ein fast ritueller Abschied vom Becher, der vom König bis ans Ende mitverfolgt wird: „Und warf den heiligen Becher / Hinunter in die Flut. // Er sah ihn stürzen, trinken / Und sinken tief ins Meer“. Korrekte und konkrete Fachbegriffe verwenden — Oft ist hilfreich und notwendig, die Zitate mit grammatischen oder literarischen Fachbegriffen zu bezeich- nen. Achten Sie auf die notwendigen und korrekten Begriffe: Die folgende Ausführung ist nicht korrekt: *Viermal in Folge schreibt die Autorin die Sätze „Sie würde“. = kein vollständiger Satz „Sie würde“ ist kein Satz, sondern eine Satzeinleitung bzw. eine Einleitung des Satzes. Richtig wäre also: Viermal in Folge beginnt die Autorin die Sätze mit der Einleitung „Sie würde […]“. Oder: Viermal in Folge leitet die Autorin die Sätze mit der Formel „Sie würde […]“ ein. — Setzen Sie Fachbegriffe ein. Die einmalige oder mehrmalige Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Beginn aufeinander folgender Sätze, Absätze, Verse, Strophen … nennt man Anapher (Adjektiv: anaphorisch) (siehe S. 50). Schreiben Sie daher: Die nächsten vier aufeinander folgenden Sätze beginnen mit der Anapher „Sie würde“. — Verwenden Sie konkrete Begriffe. Schreiben Sie nicht Wörter , wenn konkret Nomen gemeint sind: Die Nomen „Reiter“, „Schlacht“, „Feuer“ und „Feld“ weisen auf einen Kriegsschauplatz hin. Schreiben Sie nicht: Die Verwendung von „wär‘s“ zeigt …, sondern schreiben Sie: Die Verwendung des Konjunktivs II („wär’s“), deutet darauf hin, dass … Die Platzierung des Zitats angeben — Geben Sie an, aus welcher Stelle im Text das Zitat entnommen wurde. Verwenden Sie dabei die korrekten Bezeichnungen: Ein Sachtext besteht zumeist aus – Abschnitten (gekennzeichnet durch Zwischenüberschriften), – Absätzen (gekennzeichnet durch Leerzeilen oder Einrückungen), – Zeilen (in Prüfungsaufgaben oft durch Zeilennummerierung angezeigt), – einer Vorbemerkung, einem Vorspann bzw. dem Einleitungsabsatz (oft gekennzeichnet durch Hervorhe- bung, z. B. durch kursive Schrift) – dem Schlussabsatz und manchmal – einem Abstract (ebenfalls oft kursiv hervorgehoben) Ein epischer Text gliedert sich in Kapitel, Abschnitte, Episoden, Einleitung, Hauptteil/Höhepunkt, Schluss, Absätze, Zeilen … Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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